Tatsächlich: ein sehr deutscher Name mitten in Marseille, in einem Viertel zwischen Bahnhof und Hafen, in dem viele Afrikaner und Araber leben, Réformés heißt es. Eine Schweizerin hat sich den Namen einst ausgesucht. Die Französin, die die »Pension Edelweiss« vergangenes Jahr übernahm, behielt den Namen bei und auch den charmanten Stil zwischen Art déco und Flohmarkt: Véronique wohnt nebenan, ist Lehrerin an der benachbarten Grundschule, ihr deutscher Mann pendelt jeden Montag nach Augsburg – da dachte sie sich, die fünf Fremdenzimmer schaffe ich noch nebenbei. Sie hat die Bäder renoviert und Fenster erneuert, ein paar schöne Familienerbstücke und Espressomaschinen in die Altbauwohnung mit der hohen Decke gestellt, alte Filmplakate und Fotos aufgehängt sowie Nancy angestellt, die das Frühstück und die Betten macht. Es gibt eine Terrasse im Innenhof und ein Wohnzimmer, in dem die Gäste herumlümmeln und Chansons hören dürfen. Einige Deutsche kommen inzwischen, Schweizer auch, und jedes Jahr eine Amerikanerin, die sagt: »Marseille zieht viele junge Künstler an, die Stadt ist nie fertig, sondern immer im Werden, wie Brooklyn vor zwanzig Jahren. Auch so international.« Der Hafen und der afrikanische Markt sind nah, ebenso Véroniques Lieblingsfischlokal, ein Korse namens »La Boîte à Sardine« (unbedingt mit Sardinen gefüllte Zucchini bestellen). Den Aperitif sollte man an der »Edelweiss«-Hausbar zu sich nehmen: Pastis, selbstverständlich.
La Pension Edelweiss
6, rue Lafayette
F-13001 Marseille,
Tel. 0033-(0)9/51 23 35 11
DZ ab 90 Euro