Wer wissen möchte, wie LSD wirkt, aber den Drogenkonsum scheut, dem sei das Instagram-Profil von Miley Cyrus empfohlen. Was die Sängerin dort mit ihren 16,9 Millionen Abonnenten teilt, kommt schweren Halluzinationen sehr nahe. Etwa die Fotomontage, die sie als biblischer Moses neben dem brennenden Dornbusch zeigt (laut Cyrus ihr Marihunana-Vorrat). Andere Posts zeigen Cyrus auf einem riesigen Hot Dog fliegend, oder auf einem Einhorn reitend, oder als lebende Pizzabeilage. Entweder wird Cyrus bald als Pop-Art-Künstlerin entdeckt, oder sie landet in der Klapse.
Diese Woche veröffentlichte Cyrus auf Instagram Aufnahmen, auf denen sie ihr Hausschwein Bubba Sue mit Chips und weißen Rosenblättern füttert. Das Schwein hat dabei rot lackierte Klauen. Im Vergleich zu anderen Popstars fällt Cyrus bei der Wahl ihres Haustieres mit einem bemalten Zwergschwein nicht mal sonderlich auf. Ein Hausschwein hatte vor ihr bereits David Beckham und noch mal vor zehn Jahre früher George Clooney. Ein Blick ins Archiv zeigt, dass schon zu Zeiten des Schwarz-Weiß-Films exotische Haustiere beliebt waren: Josephine Baker etwa hielt einen Geparden als Haustier, Elvis zeitweise ein Känguru. Salvador Dali besaß einen Ozelot und spazierte mit einem ausgewachsenen Ameisenbär durch die Pariser Métro. Die Malerin Frida Kahlo hatte einen Affen, auch der Sänger Justin Bieber besaß ein Kapuzineräffchen bis es der Münchner Flughafenzoll einkassierte. Und Michael Jackson wurde früher gar eine Liebesbeziehung zu seinem Schimpansen Bubbles unterstellt. Überraschender ist da der Schauspieler Nicolas Cage, er kaufte sich eine Königskobra und einen Octopus, Hotelerbin Paris Hilton holte sich einen Wickelbär (der ihr später in die Hand biss) und K.O.-Schläger Mike Tyson züchtet ausgerechnet weiße Tauben.
Selten passen Star und Tier so gut zusammen wie Audrey Hepburn und ihr Rehkitz, mit dem sie sich beim Einkaufen in einem Supermarkt fotografieren ließ. Das Bild ging um die Welt, eine gewöhnliche Hauskatze hätte so viel Aufsehen nie erreicht. Darum posierte Mike Tyson einst in Unterhose beim Planschen mit seinem Tigerbaby. Heute wird das möglichst exotische Haustier für ein Selfie im Arm gehalten und das Bild dann auf Instagram oder Facebook hergezeigt. Das reicht für einige zehntausend oder hunderttausend Likes, aber wer mit einem Tier als Begleiter weltweit Aufsehen erregen möchte, muss sich was einfallen lassen - wie Melanie Griffith, die als 14-Jährige Anfang der Siebzigerjahre in einer Villa mit einem Löwen zusammen lebte (bis das Tier ihren Vater in den Kopf biss). Wie will man das toppen?
Ein Elefant wäre selbst für die größten Privatflugzeuge zu groß. Weißer Hai, Nilpferd und Krokodil vertragen gechlortes Poolwasser nicht. In Nigeria halten sich einige sehr mutige Männer Hyänen als Haustiere, die an schweren Stahlketten mit Maulkorb geführt werden und derart hässlich und gemein aussehen, dass man damit bestimmt eine Woche lang auf Instagram Beachtung finden könnte. Bis Bushido from Germany dann auch eine hätte.
Der eigentliche, tiefere Sinn des Popstar-Haustiers kann von Hyänen ohnehin nicht erfüllt werden: Trost. Als Einsamkeits-Faustformel darf gelten: Je größer der Ruhm, je mehrstöckiger die Villa, je dutzendweiser die Paparazzi im Gebüsch vor der Tür, desto einsamer der Prominente. Wer von jedem anderen Menschen auf der Welt erkannt wird, holt sich ein Tier, dem Ruhm immer egal sein wird. Der Schoßhund tröstete schon einsame Prinzessinnen bei Hofe, Jahrhunderte später machte Paris Hilton den Zwerghund in der XL-Louis-Vuitton-Handtasche wieder salonfähig.
Das Hündchen als Accessoire ist inzwischen wieder out. Doof: Diese Tiere leben einfach zu lange. In einer Generation, die ein Jahr Wartezeit von iPhone 5 bis iPhone 6 als quälend lang empfindet, die ständiges upgraden und neu erfinden anstrebt, ist der immer gleiche Hund schnell ein Langweiler.
Und weil ohnehin der Assistent das Gassigehen und Füttern übernimmt, kann die Beziehung nie die tiefe Liebe zum Familienhund aus der Kindheit erreichen, den Models und Schauspielerinnen gerne ergraut an Weihnachten mit aufs obligatorische "Home sweet home"-Foto zerren. Ein allzu anhänglicher Hund würde im Alltag zwischen Fernsehterminen auf allen Kontinenten und Stadientourneen nur durch zu trauriges Fiepen stören.
Dann lieber ein weniger anhängliches Hausschwein. Und wenn das Schweinchen frisch lackiert und frisiert im Ledersitz der First Class schläft, blickt man als Miley Cyrus sanft zum It-Boyfriend Patrick Schwarzenegger und flüstert verliebt: »I can feel it. I am ready. I want to have kids.« Die eignen sich auch ganz hervorragend für Instagram-Aufnahmen.