Es ist immer richtig, ein bisschen Erich Kästner zu lesen. In der Geschichte Der 35. Mai oder Konrad reitet in die Südsee spielt ein gewisser Negro Kaballo eine tragende Rolle. Es ist vermutlich das eloquenteste und am besten angezogene Pferd der Literaturgeschichte, es trägt Strohhut und ist außerdem Nichtraucher. Auf der Straße fragt es Passanten höflich nach einem Stückchen Zucker, weil es beruflich bei ihm gerade nicht so läuft: Negro Kaballo trat mit einer »Rollschuhnummer« im Zirkus auf, wurde wegen der schlechten Zeiten allerdings entlassen. Daran merkt man, dass die Geschichte vor etwa neunzig Jahren spielt. Heute muss man sozialökonomische Schwierigkeiten von Huftieren zum Glück nur noch selten thematisieren. Im Gegenteil: Angesichts der neuen Autoskepsis könnten Pferden auf Rollschuhen in den Städten bald wieder wichtige Aufgaben zukommen. Ob sie dabei nun Strohhüte oder Seidentücher tragen, ist gar nicht so wichtig. Essenziell ist, dass sie nicht rauchen.
Auf Trab
Wird die Zukunft der Erde auf dem Rücken der Pferde liegen?