Knete ist ein guter Zeitbotschafter. Zu Beginn des Lebens ist sie immer da, und als Kind nimmt man das ganz selbstverständlich hin: Mein Playmo, mein Filzer, meine Knete! Dann verschwindet sie für viele Jahre völlig aus dem Leben. Man vergisst ihre Existenz und wie es sich anfühlte, gelangweilt mit den Fingern Knete zu zerbröseln, oder wie es aussieht, wenn alle Farben in einem Knetknödel vermischt sind. Dann bekommt man selbst Kinder, und auf einmal ist sie wieder da. Man zupft abends kleine, platte Knetreste von seinen Socken, rollt sie zwischen den Fingern und denkt, wie seltsam es doch ist, dass dieses Material keinem anderen Nutzen dient, sondern immer nur zum Spielen ist. Selbst wenn Erwachsene sich mit Knete beschäftigen, entstehen daraus Filme für Kinder. So lebt man wieder ein paar Jahre lang mit der Knete, bis sie abermals verschwindet. Wenn sie viel später noch mal auftaucht, als Enkel-Knete, dann ahnt man, dass es jetzt wohl das letzte Wiedersehen ist. Und knetet lieber noch mal ein bisschen.
Drückend überleben
Knete ist zu Beginn des Lebens immer da. Und dann wieder, wenn man Eltern wird. Und ein letztes Mal als Großeltern. Über eine formbare Zeitreise.