Wenn vom Kastensystem die Rede ist, denken alle an Indien. Man könnte aber an sich selbst als Zehnjährigen denken, da war das Kastensystem auch wichtig, Stichwort Zauberkasten oder Chemiekasten. Ein tolles Prinzip - man bekommt eine Pappschachtel voll Kleinzeug, schon ist man Zauberer oder Chemiker. Das käme einem auch heute gelegen, als Automechaniker- oder Steuererklärkasten etwa. Der Chemiekasten fühlte sich damals sehr erwachsen an: Schutzbrille, Reagenzgläser, Röhrchen mit Warnhinweisen - super! Nur schade, dass man im ersten Überschwang alles zusammengerührt hat, in der Hoffnung auf Blasenblubber oder eine fröhliche Verpuffung. Bis die Eltern mal die Anleitung gelesen hatten, war vom Natriumhydrogensulfat nichts mehr da. Nach ein paar weiteren Laborrunden im Kinderzimmer war immerhin klar, dass man nun Wasser rot färben konnte. Aber aus dem Blumendraht wurde kein goldener Armreif für Mama, so weit ging die Alchemie nicht. Schade, vor allem für Papa.
Führt in Versuchung: Diamantarmband aus Roségold, von Wempe.
Foto: Jason Evans