Menschenskinder

Kinder lernen, dass Schweine, Lamas und Siebenschläfer in Häusern leben und Deutsch sprechen. Eine Serie hingegen, in der tierische Helden in ihrem natürlichen Habitat unterwegs sind, ist kaum zu finden. Warum?

Blaupause: Tasche »Capucines BB« von Louis Vuitton.

Foto:Martin Fengel

Auch wenn man es ungern an die große Glocke hängt: Streamingdienste sind für Eltern nicht nur abends ein Segen, wenn sie final aus dem Kinderzimmer wanken. Sie helfen auch tagsüber in kritischen Momenten, mit ihrem stets abrufbaren Angebot an quietschbunten Kinderserien. Etwas irritierend am Kindercontent ist, dass er sich fast immer in einer humanisierten Tierwelt abspielt. Unsere Kinder lernen, dass Schweine, Lamas und Siebenschläfer in klassischen Familienstrukturen und Einfamilienhäusern leben und Deutsch sprechen. Eine Serie hingegen, in der menschliche Kleinkinder Abenteuer erleben oder tierische Helden in ihrem natürlichen Habitat unterwegs sind, ist kaum zu finden. Das wirft Fragen auf. Gab es mal die pädagogische Erkenntnis, dass sich Kinder mit domestizierten Drachen und naseweisen Polizeihunden eher identifizieren als mit Kindern? Haben Lamakinder dafür Menschenbabys auf der Brotzeitbox? Und wird das nicht eine Enttäuschung im Zoo, wenn die Elefanten nicht singen und die Bären keine Handtaschen tragen?