Einer der großen Verlierer der digitalen Welt ist die klassische Langeweile. Wann, bitte schön, war einem denn zuletzt so richtig fad? Das muss doch in den frühen Neunzigerjahren gewesen sein, also in einer Zeit, in der man sich den Schreibtisch noch extra mit diesen schwebenden Klackerkugeln und Balance-Mobiles verschönerte, um sich weniger zu langweilen. Heute gibt es mit den smarten Geräten ja immer was zu tun. Unentwegt soll man etwas Neues lesen, hören, gucken oder auch an der Bushalte-stelle live dabei sein, wie jemand aus der Stratosphäre zurück auf die Erde hopst. Bloß kein Leerlauf. Dabei ist Langeweile ein wertvoller Rohstoff, aus dem man sehr guten Quatsch herstellen kann. Man könnte zum Beispiel in einem neu gekauften Kleid einfach so herumsitzen und überzählige Steckdosenadapter zu einem kleinen Turm zusammen-stecken. Nichts aktualisieren, nichts streamen, einfach nur: Klack, klack, klack. Wäre das nicht herrlich?
Mustergültig: Strickkleid mit Fransen, von Fay
Foto: Jason Evans