Verschlungene Wege

Einen guten Knoten sollte jeder können. Und Schummelei gehört dabei auch zur Grundausbildung.

Leichtfuß: Ledersandalen »Tallahassee« von Birkenstock, aus dem Archivprojekt mit Masterstudenten des Central Saint Martins College of Art and Design. 

Foto: Moos-Tang

Einen guten Knoten sollte jeder können. Das gehört wie auf den Fingern pfeifen oder Kirschkernspucken zur freiwilligen Grundausbildung des Menschen. Fähigkeiten, die man nicht zum Überleben braucht, die aber nützlich sind. Wer einen Segel- oder Angelschein will, muss sogar von Amts wegen ein paar Knoten lernen. In den Schulungen werden diese Knoten mit dicken Seilen oder übersichtlichen Animationen vor­geführt. Sieht ganz logisch aus: Drei Schlaufen, einmal quer durch, noch mal obendrüber, fertig. Nun ist aber eine Angelschnur viel dünner als ein Schulungsseil. Und ein Segelboot viel wackliger als ein Schulungsstuhl. Deswegen gibt es da draußen eine Menge Boote, Angelhaken und offenbar auch Sandalen, die mit Fantaknoten verbunden sind. Das kommt von Fantasie. Es sind Gebilde, die hoffnungsvoll angefangen, aber bei der zweiten Schlaufe die falsche Abzweigung ge­nommen haben. Hält schon, sagt man und tut, als hätte man die eigene Schummelei nicht bemerkt. Auch das gehört zur freiwilligen Grundausbildung.