56 Prozent aller Deutschen hatten schon einmal Sex im Auto. Die Gründe dafür sind sicher vielfältig: hormoneller Überschwang, die Inanspruchnahme sexueller Dienstleistungen, Mangel an Alternativen, in seltenen Fällen vielleicht ein gewisser Fetisch für Sex in besonders unbequemer, enger Umgebung (siehe auch »Sex im Flugzeug«). Die von Ebay und dem Meinungsforschungsinstitut Ipsos durchgeführte Studie hat jedoch noch eine zweite Zahl parat, die die Autoindustrie aufhorchen lässt: Nur etwa zehn Prozent der Befragten denken besonders gern an eben jenen Sex im Auto zurück oder würden ihn als »unvergesslichen Moment« bezeichnen. In dieser Diskrepanz liegt ein ungeheures Marktpotential, zumal selbstfahrende Autos den Verkehr sowie den Verkehr beim Verkehr in Zukunft ohnehin revolutionieren werden. Die Möglichkeit, beim Autofahren sowohl gefahrlosen als auch bequemen Sex zu haben, lässt Fahrzeugdesigner träumen und die Industrie neue Zielgruppen erschließen.
In Zukunft werden Autos mehr und mehr zu fahrenden Lounges, wahlweise Schlafzimmern werden. Junge Eltern etwa könnten von selbstfahrenden Autos besonders profitieren, ist ihr Sexleben doch einem massiven Störfaktor ausgesetzt: dem Kind. Vor allem dem schlecht schlafenden Kind, das erst nach massivem Einsatz von Föns oder Dunstabzugshauben und stundenlangem Herumgeschuckel überhaupt in den Schlummer findet und dann das Elternschlafzimmer und meist auch das Elternbett besetzt. Erfahrungsgemäß schlafen genau diese Kinder besonders gut im Auto (leichtes Schaukeln, Motorengeräusche). Selbstfahrende Familienautos sollten daher auch auf die sexuellen Bedürfnisse der Eltern Rücksicht nehmen, etwa durch schalldichte Trennwände zwischen Eltern- und Kindbereich und einen Autopiloten, der automatisch abgelegene, wahlweise romantische Strecken fährt.
Eine weitere Zielgruppe für das Auto als fahrbares Liebesnest sind Senioren. Gerade erst wurde in einer Studie der Michigan-State-University nachgewiesen, dass regelmäßige Orgasmen bei Männern ab 57 das Risiko von Herzinfarkten erhöhen. Das selbstfahrende Auto wird so im Alter zum Garant eines erfüllten und gleichzeitig risikoarmen Sexlebens, könnte es doch den Weg in die nächstgelegene Rettungsstation selbständig und noch während des Liebesaktes zurücklegen.
Auch Kunden, die ihre Autos vor allem als »Pussymagnet« oder »Penisprothese« fahren, hätten mit selbstfahrenden Liebeskutschen die Möglichkeit, der Verheißung ihres Drehzahlröhrens sogleich Taten folgen zu lassen, sollte sich an der roten Ampel ganz spontan die Gelegenheit ergeben.
Zusätzlich profitieren auch all die Nichtautofahrer, die nach wie vor Sex zuhause und im Bett haben. Wenn die halbe Nachbarschaft die Nacht im fahrenden Schlafzimmer verbringt, um Sex haben zu können, kann der Rest beim Vögeln endlich wieder das Fenster auflassen, ohne dass sich irgendjemand über den Lärm beschwert.
Illustration: Sammy Slabbinck