Die israelische Forscherin Ayelet Rosen hat nachgewiesen, dass Frauen bis zu rund hundert Orgasmen unmittelbar nacheinander haben können. Dieses nach Einschätzung der Presse »mystische« Phänomen (The Daily Mirror) wurde von der Wissenschaft bisher mitunter bestritten. Es ist Gegenstand der Sendung »The Super Orgasm« des britischen Fernsehsenders Channel IV. Für die Studie und die Sendung wurden fünf Frauen untersucht und begleitet, während sie »Super-Orgasmen« erlebten.
Nach Einschätzung der Studienteilnehmerinnen sind drei Faktoren entscheidend für das Zustandekommen eines Super-Orgasmus': 1. leicht einen sitzen, 2. keine Termine, und 3. eine Wahlniederlage von Theresa May. Moment, falsche Liste. Die tatsächlichen Super-Orgasmus-Faktoren lauten: 1. Entspannung, 2. Yoga und 3. eine enge Verbundenheit mit dem Partner oder der Partnerin.
Dieses Fazit der Studie ist für viele andere Frauen und im übrigen auch Männer natürlich enttäuschend. Genauso gut hätten die entscheidenden drei Faktoren sein können: 1. immer zu Hause sein, wenn DHL klingelt, 2. mit dem Essen aufhören, wenn man satt ist, und 3. Duz-Freundschaften mit mindestens zwei Einhörnern pflegen, die keinen Werbevertrag für Klopapier oder Haarschaum haben. Für normale Menschen wäre diese Mischung jedenfalls nicht schwerer erreichbar als die für Super-Orgasmen nötige perfekte Kombination von Tiefenentspannung, regelmäßigem Yoga und einer harmonisch engen Bindung.
Auch dem neutralen Beobachter drängt sich die Frage auf: Braucht, wer sowieso schon entspannt ist, genug Selbstdisziplin für Yoga und eine Hammerbeziehung hat, zu allem Überfluss auch noch Super-Orgasmen? Wäre das Leben nicht alles in allem leichter zu ertragen, wenn wenigstens die Orgasmen gerecht verteilt wären?
Und, ganz ehrlich: Wie schafft man es, entspannt zu sein und zu bleiben, wenn man weiß, dass um die Ecke als möglicher Preis der Super-Orgasmus winkt? Tatsächlich schreibt der Mirror, die Gehirne der Studienteilnehmerinnen seien beim Sex auffällig »chilled out« geblieben, zu Deutsch etwa: »sehr gechillt«. Offenbar ist also nur besonders lässigen Gehirnen der Super-Orgasmus vergönnt.
Aus männlicher Sicht stellt man jedenfalls wieder fest, dass das sexuelle Erleben von Frauen und Männern doch recht unterschiedlich ist. Frauen können also in einer einzigen Sitzung erreichen, wofür Männer insgesamt selbst unter allergünstigsten Bedingungen mehrere Wochen lang alle Hände voll zu tun haben. Dies liegt zwar zu einem guten Teil an der Anatomie. Möglicherweise aber auch daran, dass statistisch gesehen noch viel weniger Männer als Frauen den Dreiklang aus Entspannung, Yoga und Verbundenheit überhaupt auch nur versuchen.
Illustration: Eugenia Loli