Gebärmutter-Groove

Mit dem BabyPod, einem vaginal einzuführenden Lautsprecher, lässt sich das ungeborene Kind schon im Uterus mit Musik beschallen. Nur welches Programm ist das Richtige für die kleinen Rentenzahler von morgen?

Diese Kolumne startet mit einer kleinen Abstraktionsübung, denn es geht dieses Mal nicht um Sex, sondern um Babys. Wie beides miteinander zusammenhängt, googlen Sie bitte einfach selbst. Und wenn Sie damit fertig sind, freuen Sie sich, denn 2016 wird als das Jahr in die Geschichte der Menschheit eingehen, in der endlich eine klaffende Lücke geschlossen werden konnte. Eine Lücke, die werdende Eltern bislang besonders schmerzlich verspürt haben: Die angemessene Förderung des Nachwuchses während seiner Zeit im Mutterleib. Spanische Reproduktionsmediziner haben endlich den BabyPod entwickelt, eine Art vaginal einzuführenden Lautsprecher, über den der Fötus Musik hören kann. Für knapp 150 Euro kann das ungeborene kleine Genie nun stundenlang mit Mozart beschallt werden, auf das die Synapsen in seinem Hirn sich mehren und gedeihen mögen.

Aber was, wenn werdende Eltern für ihr Baby mehr Abwechslung wollen? Ein ausgewogenes Programm mit Musik, nützlichen Informationen und Unterhaltung? Der ganz auf die Bedürfnisse von BabyPod-Anwendern zugeschnittene Radiokanal 99,9 Radiogaga FM bietet all das und sendet über den Babypod live in den Uterus. Wir hören mal eben kurz rein ins Programm:

»Hallo, liebe Fötinnen und Föten, das gerade war Britney Spears mit ›Hit Me Baby, One More Time‹. Na? Habt ihr auch alle schön mitgetreten? Und denkt daran: Immer kräftig in Richtung Blase! Und für die, die schon mit dem Kopf nach unten liegen: Auch ein Tritt in die Milz ist eine feine Sache, vor allem jetzt, da eure Wirtstiere gemütlich auf der Couch liegen und sich entspannen wollen. Immer schön kräftig treten, ihr seid schon jetzt die Mover und Shaker eurer Generation. So, genug vom Sport, hier kommt der Verkehrsfunk: Keine weiteren Blockaden im Geburtskanal, nur bei Familie Meyer aus Unterföhring kommt dir, lieber Maximilian, ein Falschfahrer entgegen: dein Papa, aber er ist gleich so weit. Wir mache weiter mit Musik: Hier kommen die Doors mit ›Break on through‹. (...)

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Ja, hallo, da sind wir wieder hier bei 99,9 Radiogaga FM. Und wir machen gleich weiter mit den Chinesischvokabeln des Tages: Hétóng heißt Vertragsabschluss. Und noch mal: Hétóng. Unsere nächste Vokabel: Jiǎngjīn heißt Bonuszahlung. Und noch einmal: Jiǎngjīn. Und die letzte Vokabel für heute: Bìshuì heißt Steuersparmodell. Und noch einmal: Bìshuì. Na? Habt ihr euch das in euer kleines knuddeliges Unterbewusstsein eingebrannt, ihr süßen Zellklumpen? Wir machen weiter mit einer Grußbotschaft, heute von Horst Müller aus Bad Salzuflen: Liebe Sophia Aurelia, ich bin nicht dein Vater und deine Mutter ist eine miese Schlampe. Puh, das war jetzt sehr emotional, wir spielen schnell etwas Musik. Hier kommt Madonna mit ›Papa don't preach‹ (...)

Hallo zurück bei 99,9 Radiogaga FM, eurem Sender für die langweiligsten Monate eurer Existenz. So langweilig, dass ihr euch später nicht mal mehr daran erinnern könnt. Es ist Zeit für ein wenig Werbung: Stress? Schlaflosigkeit? Innere Unruhe? Sehnst du dich nach Geborgenheit? Dann ist ›White Noise‹ genau das richtige für dich! Ob als mp3, CD-Sammelbox oder in der Vinyl-Fan-Edition: mehr als einhundert Stunden Rauschen und Gluckern erwarten dich. Lass dich verzaubern von naturnahen Sounds wie ›Föhn‹, ›Küchenabzugshaube‹, ›Mamas Blähungen‹, ›Spülmaschine‹ oder ›Mamas Herzschlag‹. Von führenden Psychotherapeuten empfohlen! Das war die Werbung, wir machen weiter mit Musik. Hier kommt ›Enter Sandman‹ von Metallica. Ich wünsche euch eine gute Nacht.‹

Illustration: Eugenia Loli