Heraus zum Internationalen Tag der Klitoris!

Für jeden Quatsch gibt es Gedenktage, nur der Sex muss ohne auskommen. Höchste Zeit, daran etwas zu ändern. Fünf Vorschläge.

Leider will sich in diesem Jahr aufgrund der aktuell angespannten Weltlage einfach kein Sommerloch auftun, deshalb könnten im August folgende Gedenktage möglicherweise keine größere Beachtung finden: Der internationale Katzentag (8. August), der Vinyl-Record-Day (12. August), der Tag der Zahnfee (22. August) und der Tag des Klopapiers (26. August). Normalerweise sind Gedenktage - vor allem die absurden - beliebtes Futter für Journalisten, die in nachrichtenarmer Zeit vermischte Seiten zu füllen haben. Irgendein Verband oder eine Interessengemeinschaft ruft einen Gedenktag aus (das darf nämlich jeder, es gibt keine offizielle Gedenktaganmeldestelle), Journalisten freuen sich über einen Anlass, über ein Alltagsthema berichten zu können und Leser kuscheln sich in ein wohliges Nostalgie-Gefühl und denken so was wie: Ach guck, heute ist der »Tag des Butterbrotes«. Butterbrote mochte ich schon immer. Gab's früher immer bei Oma, beim Dalli-Dalli-Gucken. War doch schön, damals. Brot mit Butter, die einfachen Dinge sind halt doch die besten.

Auffällig ist jedoch, dass es so gut wie keine Gedenk-, Feier und Aktionstage zum Thema Sex gibt, abgesehen vom »Internationalen Hurentag« (2. Juni), dem »Tag des Kusses« (6. Juli) und dem »Steak and Blowjob Day« (14. März), an dem Frauen sich mit Steaks und Blowjobs für den welken Strauß Blumen bedanken sollen, den sie einen Monat zuvor zum Valentinstag bekommen haben. Aber wo sind die Tage, die uns allen Anlass geben, über unser Sexleben nachzudenken, unsere Sexualorgane zu feiern und vielleicht sogar: Sex zu haben? Folgende Gedenktage wären wünschenswert:

Internationaler Tag der Klitoris
Die Klitoris, die große Unbekannte. Was ist sie überhaupt? Wo ist sie? Was kann sie? Der internationale Tag der Klitoris könnte Bewusstsein schaffen für die Wunder des weiblichen Körpers. Er könnte helfen, die Sprachlosigkeit zwischen Paaren zu überwinden, wenn es um den sachgemäßen Umgang mit der Klitoris geht. Und Stolz und ein Gefühl von Gemeinschaft zwischen Klitorisbesitzerinnen auf der ganzen Welt schaffen.

Meistgelesen diese Woche:

Schamhaar-Gedenktag
Ein Tag für Nostalgiker. Ein Tag, an dem jener zwanglosen Zeit hinterher getrauert werden darf, als Erwachsenenkörper noch wie erwachsene Körper aussehen durften. Als Menschen noch ungeniert Pelz trugen und sich nicht mit Rasierklingen und Heißwachs im Schritt herumoperieren mussten. Ein Tag, der auch die glattgewachste Jugend daran erinnern soll, was für wilde, unkonventionelle Punks ihre Eltern mal waren. Und wie viel Schönheit in der Annahme liegt, »Brazilian Landing Strip« sei der Flughafen von Rio de Janeiro.

Tag der heimlichen Geliebten

Ein Tag für die, die sonst im Verborgenen bleiben müssen. Benutzt und verleugnet, einzig von der Hoffnung getragen, ER könnte sich vielleicht doch irgendwann von seiner Frau trennen, in ein paar Jahren, wenn die Kinder groß genug sind. Die feststellen müssen, dass ER sich irgendwann tatsächlich von seiner Frau trennt, aber nicht für sie, sondern für seine junge Assistentin, die ER vor einem Monat erst eingestellt hat. Worüber die Ehefrau gar nicht so unglücklich ist, weil sie sich jetzt endlich nicht mehr heimlich mit ihrem jungen Liebhaber treffen und auch nicht mehr so tun muss, als wüsste sie nicht, dass ihr Gatte seit Jahren eine heimliche Geliebte hat, die darauf hofft, er möge sich endlich entscheiden. Ein Tag, den das Hotel- und Gaststättengewerbe mit Rabattaktionen für besonders schäbige Zimmer und schlecht einsehbare Tische begleitet. Könnte mit einem »Welttag des teuflischen Racheplans« kombiniert werden.

Aktionstag für die Rehabilitierung der Missionarsstellung
Im Grunde wie der oben erwähnte »Tag des Butterbrotes« eine Mahnung an uns alle, die einfachen Dinge nicht gering zu schätzen. Uns wieder rückzubesinnen auf das, was uns früher aufregend genug erschien und erst durch den Überfluss an Möglichkeiten mit dem Stigma der Langeweile behaftet ist. Ein Tag, der Menschen dazu animieren soll, mal wieder strunznormalen Blümchensex zu haben. Oder den strunznormalen Blümchensex, den sie ohnehin haben, mehr zu würdigen.

Gedenktag für die »Zigarette danach«

Je weniger Menschen rauchen, umso mehr wird die gemeinsame »Zigarette danach« zu einer popkulturellen Referenz an eine längst vergangene Zeit. Eine Zeit, in der man nach dem Sex noch irgendwie gemeinsam seinen Gedanken nachhing und nicht sofort zum Smartphone griff, um seinen Facebook-Status oder sein Tinderprofil upzudaten. Langjährige Paare jenseits der Vierzig werden den Tag nutzen, um überhaupt mal wieder Sex zu haben, einfach nur, damit sie im Anschluss im Gedenken an die gute alte Zeit zusammen eine schmauchen können.

Illustration: Sammy Slabbinck