Die Menschen von Bed-Stuy

    Name: Andrea Ferber
    Geboren: 1979
    Ausbildung: Hochschule für angewandte Wissenschaften in München
    Webseite: www.andrea-ferber.com Der berühmte Magnum-Fotograf Paul Fusco hat Sie für Ihr "empfindsames und enthüllendes Auge" in dieser Fotoserie gelobt. Wie ist "Over the Bridge" entstanden?
    Andrea Ferber:
    Das war meine Bachelor-Arbeit an der FH München. Ich habe sie in New York fotografiert, im Viertel Bedford-Stuyvesant. Manchmal haben mich die Einwohner begleitet und mir ihr Viertel erklärt. Ich wollte New York von einer anderen Seite zeigen. Vor allem wollte ich nicht den Klischees wie "schwarze Gangs" zuarbeiten. Ich wollte die normalen Menschen zeigen. Die Leute aus "Bed-Stuy", wie man das Viertel nennt, arbeiten oft in Manhattan, auch der anderen Seite des Hudson Rivers. Manhattan ist nur die kurze Fahrt über die Manhattan Bridge oder die Brooklyn Bridge entfernt, aber den Menschen aus Bed-Stuy erscheint Manhattan wie eine bessere Welt, die mit ihrem Leben nicht viel zu tun hat.

    Warum ausgerechnet Bedford-Stuyvesant?

    Eigentlich hat mich eher der Zufall dorthin verschlagen. Die Leute dort waren mir gegenüber auch eher skeptisch: Bed-Stuy ist einige der wenigen Nachbarschaften, die noch fast zu 100 Prozent schwarz ist. Wenn Weiße in dieses Viertel kommen, können es sich die Bewohner binnen kurzer Zeit nicht mehr leisten, dort zu leben, weil die Mietpreise steigen. Und tatsächlich kommen inzwischen auch immer mehr Weiße dort hin. Außerdem: Wenn man dort als Weiße fotografiert, denken die Leute, du bist ein Cop.

    Sehen Sie sich als Foto-Künstlerin oder Foto-Reporterin?

    Ich habe mich nicht wirklich eingeordnet und weiß auch nicht, ob ich das möchte. Ich wollte meine eigene Wertung nicht zu sehr einbringen, um stattdessen objektiv und authentisch zu sein. Deswegen lasse ich die Menschen im Buch immer wieder zu Wort kommen.

    Interview: Sebastian Schöbel