Endstation Sehnsucht

Wir stellen Ihnen jede Woche junge, talentierte Fotografen vor. Diesmal: Verena Brandts Besuch in der thailändischen "Villa Germania", wo deutsche Rentner ihren Lebensabend verbringen.

Name: Verena Brandt
Jahrgang: 1978
Ausbildung: Kommunikationsdesign-Studium an der FH Hamburg mit dem Schwerpunkt Fotografie
Kontakt: 
http://www.verenabrandt.de/

SZ-Magazin: Frau Brandt, wie haben Sie überhaupt von der Villa Germania erfahren?
Verena Brandt:
Ich wurde durch eine Fernsehreportage darauf aufmerksam. Deutschsprachige Rentner unter sich in einer Art Plattenbau im thailändischen Pattaya - das hat mein Interesse geweckt. 2007 und 2009 habe ich insgesamt acht Wochen in der Appartementanlage gelebt und die Bewohner überall hin begleitet: zum Stammtisch, an den Strand, in den Supermarkt und ins Rotlichtviertel,. Was fasziniert Sie an dieser Wohnanlage?
Vor allem die skurrile Mischung aus deutscher Gemütlichkeit und schmuddeliger Rotlichtatmosphäre. Das Fotografieren wurde schnell zu einer Art Sozialstudie. Ich fragte, was 65-jährige Rentner veranlasst, ihr altes Leben in Deutschland aufzugeben und nach Thailand zu ziehen. Bei fast allen Bewohnern habe ich dabei eine Diskrepanz entdeckt zwischen der Behauptung, ihr Paradies gefunden zu haben, und einer offensichtlichen Verlorenheit. Viele wähnen sich in einer Art Dauerurlaub. Sonne, Strand, Palmen, billiges Bier und günstige Frauen sind das Bild, welches sie gern allen Neidern vermitteln möchten. Langeweile, Alkoholismus und soziale Isolation sind die Realität.

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Mit welcher Technik arbeiten Sie?
„Villa Germania" habe ich teils mit einer Mittelformat-, teils mit einer Digitalkamera fotografiert. Generell arbeite ich am liebsten mit kleinen, schnellen Digitalkameras, mit denen ich unkompliziert aufnehmen kann. Der richtige Moment bedeutet mir mehr als die perfekte Technik.

Womit beschäftigen Sie sich momentan?
Gerade habe ich mit einer neue Serie begonnen über die Beziehung von Mensch und Tier in Großstädten. Viele Tierhalter haben den Anspruch der artgerechten Haltung - also viel Auslauf oder großzügige Gehegekonstruktionen, die oft einen Großteil der Wohnfläche einnehmen. Die Haustiere sind in vielen Fällen Lebenspartner- oder Kinderersatz. Auch hierbei faszinieren mich die Parallelwelten, in denen viele Menschen unbemerkt leben.