Name: Richard Renaldi
Geboren: 2. Mai 1968
Ausbildung: Studium in New York und Salzburg
Homepage: www.renaldi.com
SZ-Magazin: Herr Renaldi, Ihre fortlaufende Serie "Touching Strangers" basiert auf einer schönen Idee: Sie bitten einander fremde Personen sich einen Moment lang zu berühren und fotografieren sie dabei.
Richard Renaldi: Ich wurde von einem anderen Projekt von mir inspiriert: Ich hatte Reisende fotografiert, die auf Busse warten oder aus Bussen aussteigen, Fremde, die das Warten verbindet und mit einer Gruppensituation konfrontiert. Diese Arbeit wollte ich ausbauen und dann kam ich auf die Fotostrecke "Touching Strangers".
Ist es schwer Menschen zu diesen Fotos zu bewegen?
Manche denken ich bin verrückt, wenn ich sie anspreche und laufen weg. Aber es kommt häufiger vor, dass sie bereit sind mitzumachen.
Das Anfassen ist vemutlich der schwerste Teil am Foto, oder? Sind die Leute schüchtern?
Am Anfang habe ich die Sache einfach laufen lassen, geschaut was sich ergibt, aber neun von zehn Paaren fassen sich an den Händen oder legen die Hand auf die Schulter des anderen. Jetzt bin ich eher eine Art Regisseur und sage etwa: "Lehne doch mal deinen Kopf an seine Schulter". So Dinge. Man kann gar nicht sagen, ob Frauen oder Männer weniger schüchtern sind, es liegt allein an der jeweiligen Person. Aber wohl auch am Land, ich fotografieren bislang nur in den Vereinigten Staaten - ich werde aber immer wieder eingeladen in anderen Ländern zu fotografieren, vermutlich würden die Menschen in Spanien völlig anders reagieren.
Die auf den ersten Blick eindrucksvollsten Bilder sind die mit den größten Gegensätzen: ein weißer Mann mit einer farbigen Mutter und deren Kindern, Weiße und Asiaten, jung und alt. Wonach suchen Sie die Paare oder Gruppen aus?
Ich suche nicht gezielt Gegensätze, Arm und Reich oder so, ich suche vielmehr Gesichter, die mich interessieren. Der Ort und die Tageszeit schränken meine Auswahlmöglichkeiten allerdings ein. Junger Mann mit älterer Frau: So eine Kombination fällt natürlich auf. Überraschend finde ich aber auch ein junges Paar, das sehr vertraut wirkt, wie ein Liebespärchen, obwohl die beiden sich gar nicht kennen. Wissen Sie was am schwierigsten ist? Ältere Menschen, die zu bekommen ist sehr schwierig.
Zwei kurze Fragen zum Schluß: Wie lange möchten Sie die Arbeit noch fortsetzen und haben Sie ein Lieblingspaar?
Es ist ein langsam vorangehendes, aufwendiges Projekt. Ich habe das Gefühl, dass ich die halbe Strecke hinter mir habe. Und ich mag Reginald und Nicole sehr.
Er war ein Obdachloser und hat ehrlich gesagt etwas streng gerochen, aber Nicole sieht auf dem Bild so leidenschaftlich und zärtlich aus. Ich denke das Bild zeigt gut, worum es mir geht: Es soll uns einander näherbringen, in einer Zeit, in der wir uns voneinander entfernen und entfremden, auch durch Soziale Netzwerke im Internet und E-Mails - ich bringe die Leute hier noch in echten Kontakt.