»Ich möchte die Schwangerschaft in ein anderes Licht rücken«

Babybäuche sind ein beliebtes Fotomotiv, werden für Kerstin Rothkopfs Geschmack aber oft zu kitschig inszeniert. Deshalb suchte die Fotografin nach einem neuen Bild der Schwangerschaft – ästhetisch und sexy.


Name:
Kerstin Rothkopf
Geboren: 28.02.1989 in Zwiesel
Wohnort: München
Ausbildung: Kommunikationsdesign an der Designschule München
Webseite:
www.kerstinskopf.de

SZ-Magazin: Für Ihre Fotoserie »Preggo« haben Sie schwangere Frauen fotografiert. Wie sind Sie auf die Idee gekommen?
Kerstin Rothkopf: Das erste Bild habe ich gemacht, als ich selbst schwanger war. Das ist schon eine Weile her, meine Tochter ist jetzt etwas über ein Jahr alt. Ich war nackt, als mir zum ersten Mal bewusst auffiel, wie ästhetisch und sexy der schwangere Frauenkörper mit all seinen Rundungen ist. Ich war ganz fasziniert und beschloss, die Veränderung festzuhalten.

Das ist an sich nichts Besonderes: Viele Frauen machen während der Schwangerschaft Fotos von ihren Bäuchen.
Ja, aber für mein Empfinden werden Babybäuche auf diesen Bildern immer gleich dargestellt: süß und nett, statt sexy und freizügig. Oft mit einer Hand auf dem Bauch oder sogar kleinen Babyschuhen.

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Wie haben Sie die Bäuche stattdessen inszeniert?
Mit meinen Bildern möchte ich die Schwangerschaft in ein anderes Licht rücken. Ihr ein neues Gesicht geben. Ich möchte den weiblichen Körper in dieser Phase der Veränderung als etwas einzigartig Schönes darstellen. Aber nicht so übertrieben wie Beyoncé, die sich als Venus inszeniert hat, als sie mit ihren Zwillingen schwanger war. Sondern einfach ehrlich und echt.

War es schwierig, die Frauen zu finden?
Nein, gar nicht. Nach einem Facebook-Aufruf haben sich recht viele bei mir gemeldet. Ich hatte den Eindruck, dass etliche Frauen unzufrieden mit der Art sind, wie Babybäuche für gewöhnlich inszeniert werden. Es war sicher auch hilfreich, dass ich zu dem Zeitpunkt, als ich mit der Fotoserie begann, selbst noch schwanger war. So konnte ich mich gut in die Frauen hineinversetzen. Denn es gibt während einer Schwangerschaft ja Phasen, in denen man sich wahnsinnig schön fühlt, aber auch Phasen, die sehr frustrierend sind – wenn die Klamotten nicht mehr passen oder man sich auf einmal so breit vorkommt.

Der eine Punkt ist ja, wie die Schwangeren sich selbst fühlen, der andere ist der Blick, den unsere Gesellschaft auf den weiblichen Körper wirft.
Mein Eindruck ist, dass viele Frauen vor allem nach Ende der Schwangerschaft unter großem Druck stehen. Teilweise ist das noch schwieriger für sie als während der Schwangerschaft. Sie betrachten die Veränderungen ihres Körpers manchmal sehr kritisch – wenn sich die Haut dehnt oder die Brüste sich verändern. Oder das ganze Thema Gewicht nach der Geburt. Es ist schade, dass es hier noch so viele Tabus gibt.

Waren Sie froh, dass Sie Ihren Körper nach der Geburt wieder für sich hatten?
Als meine Tochter draußen war, habe ich schon ab und zu meinen Babybauch vermisst. Besonders wenn ich andere Frauen gesehen habe, die gerade schwanger waren. Ich erinnere mich gerne daran, wie weich und fest zugleich der Bauch war.

Fotos: Kerstin Rothkopf