Körper zu Knoten

Fotografie hat im SZ-Magazin schon immer eine herausragende Stellung eingenommen. Daher stellen wir Ihnen hier junge, talentierte Fotografen vor. Diesmal: Ute Klein und ihre verknoteten Pärchen.

    Name: Ute Klein
    Jahrgang: 1981
    Ausbildung: Folkwang Hochschule, Essen
    Website: www.kd-diplom.de
    Kontakt: ute.klein@gmail.com

    Frau Klein, in Ihrem Bilderzyklus "Resonanzgeflechte" porträtieren Sie nicht einzelne Menschen, sondern Paare und Ihre Beziehung. Wie sind Sie dabei vorgegangen?
    Ute Klein:
    Mir kam es darauf an, aus zwei Körpern ein Objekt zu formen - das ich metaphorisch den "Paarkörper" nannte. Aus einem Plural wurde ein Singular.
    Eine große Rolle spielte die Kleidung. Ich habe sie selbst ausgewählt, meistens aus den Kleiderschränken der Modelle. Jedes Kleidungsstück hat sein eigenes Material, seine eigene Oberfläche. Diese inhaltliche Dimension der Materialitäten spiegelt das Verhältnis eines Paares wieder: Einige wirken warm und freundlich, andere spröde und rau. Dazu kam der Raum, den ich nach meinen Vorstellungen gestaltet habe. Hier wurde ein Kissen gerückt, da eine Matratze aufgestellt. Die fertigen Gebilde ähneln Skulpturen, die man jeweils nur aus einem ganz bestimmten Blickwinkel heraus erkennt - und den liefere ich mit der Kamera.

    Haben Sie den Paaren konkrete Anweisungen gegeben oder durften die sich ganz eigenständig verknoten?

    Ich habe ihnen Begriffe genannt, Bilder gezeigt, und manchmal war die Anweisung "Verknotet euch, so dass kein Raum zwischen euch bleibt". Die spontanen Reaktionen der Paare ist für die Arbeit sehr wichtig gewesen. Die innigen Umarmungen sind wie sprechende Formen oder die verschiedenen Situationen einer Beziehung: Manche sind tänzerisch-leicht, andere ruhend, wieder andere sehr dynamisch.

    Welche Wirkung wollen Sie mit Ihren Bildern erzielen?

    Eine fertige Arbeit steht für sich allein. Was sie provoziert oder wie sie wahrgenommen wird, darauf hat der Künstler erst einmal wenig Einfluss. Wenn sich Betrachter von den Bildern angesprochen fühlen und in ihnen sowohl die emotionale Räumlichkeit als auch die räumliche Emotionalität wahrnehmen, bin ich zufrieden.
    Interview: Sebastian Schöbel