Nackte Gewalt

Alles muss raus: Im Female Fight Club Berlin gehen halbnackte Frauen aufeinander los – nach festen Regeln, aber mit voller Kraft. Katarzyna Mazur hat die Kämpfe fotografiert.


Name:
 Katarzyna Mazur
Geburtsdatum: 26.01.1987
Ausbildung: BA Germanistik, Fotografiestudium an der Ostkreuzschule
Wohnort: Berlin 
Website:  katarzynamazur.com

Wie haben Sie vom Female Fight Club erfahren?

Katarzyna Mazur: Ich hatte schon in meinen letzten Arbeiten den Fokus auf die Themen Sport und Frauen gelegt, sodass ich für meine Abschlussarbeit gezielt nach solchen Themen recherchiert habe. Irgendwann bin ich auf die Website des Female Fightclub Berlin gestoßen und habe eine der Gründerinnen kontaktiert.

War es einfach, dort zu fotografieren?
Den Zugang zu finden, war nicht schwer, weil der Club viel Wert auf mediale Präsenz legt. Bei meinen bisherigen Projekten hatte ich allerdings genug Zeit, meine Herangehensweise zu finden und die Protagonisten kennenzulernen. Diesmal stand ich wegen meines Abschlusses unter hohem Zeitdruck. Deshalb bestand die Schwierigkeit für mich darin, meine eigenen Grenzen zu erkennen und die Protagonisten in einem optisch wenig reizvollen Raum zu inszenieren.

Warum kämpfen diese Frauen?
Die einen kämpfen aus reinem Spaß an der Sache, als Hobby oder als Sport. Der Club bietet ihnen eine Möglichkeit, sich mit anderen zu messen und die eigenen Grenzen zu testen – ohne strenge Gewichts- oder Altersklassen wie beim klassischen Kampfsport. Viele mögen es, mit Frauen zu kämpfen, da sie nicht so leicht unterschätzt werden, wie Männer es gerne tun. Andere wiederum kämpfen professionell und werden für eine Session in den Club eingeladen.

Meistgelesen diese Woche:

Und wer sieht ihnen zu?
Bei öffentlichen Terminen besteht das Publikum meistens aus Männern. Aber es gibt immer mehr Frauen im Publikum, die auch daran interessiert sind teilzunehmen.

Geht es um Geld?
Vorwiegend geht es um den Sport und den Austausch. Fast alle Kämpferinnen haben einen anderen Hauptberuf oder auch eine Familie, die viel Zeit in Anspruch nimmt. Trotzdem lassen sich mit privaten Trainings und öffentlichen Veranstaltungen Geld verdienen, was als positiver Bonus empfunden wird.

Sind die Kämpfe gefährlich? Kommt es zu Verletzungen?
Es gibt auch schon mal blutige Nasen oder verstauchte Zehen. Die Frauen nehmen aber Rücksicht aufeinander und pausieren einen Kampf, wenn es nötig ist.

Wie haben Sie die Atmosphäre dort empfunden?
Ich fand es erstaunlich, wie die Kämpferinnen miteinander umgehen. Auf der Matte gibt es keine Gnade, vor und nach den Kämpfen gibt es Kaffee und Windbeutel. Die Frauen können die Welten des Kampfes und des Privaten sehr gut abgrenzen. Es mag mal sehr brutal sein, aber danach ist alles wieder in Ordnung.

Welche Kämpferin hat den stärksten Eindruck auf Sie hinterlassen?
Das ist schwer zu beantworten, sie sind alle auf ihre Art und Weise einzigartig. Ich war von jeder Frau begeistert, die auf die Matte ging, auch wenn ihre Fähigkeiten und Erfahrungen unterschiedlich waren. Allein aus dem Grund, weil sie sich trauen.

Warum kämpfen die Frauen zum Teil nackt?
Ich habe in einigen Bildern den sogennanten »Catfight« fotografiert. Die Regeln waren vorher abgestimmt: topless, nur kratzen, klatschen, kneifen und Haare ziehen. Das klingt natürlich verrückt und abwegig, aber die Kämpferinnen haben sich auf die Spielregeln geeinigt. Man geht sehr frei mit seinem Körper um und hat keine Angst zu experimentieren. Deswegen erfordert dieses Projekt sehr viel Sensibilität, denn die Szene bewegt sich in einer Grauzone und lässt viel Raum für Interpretationen.

Fotos: Katarzyna Mazur