Powidltascherl aus Brandteig

Den Teig für diese Windbeutel-ähnliche Mehlspeise kocht unser Kolumnist bis er »abgebrannt«, also gebunden ist, gibt allmählich Eier hinzu und füllt die Taschen mit Aprikosenmus. Das Ergebnis belohnt das Abenteuer, verspricht er.

Foto + Video: Hans Gerlach

Ähnlich wie bei Powidl denke ich auch bei Windbeuteln (das perfekte Rezept für Windbeutel gibt es hier) sofort an die böhmisch-österreichische Mehlspeisenküche, dabei heißen sie in Österreich wohl eher Brandteigkrapferl und es gibt Windbeutel auch in vielen anderen Ländern, zum Beispiel als Profiteroles in Frankreich. Brandteig wird, anders als die meisten Teige, gekocht und dann »abgebrannt«: Dafür rührt man einen Teigklumpen im Topf auf dem Herd, bis die Masse bindet. Normalerweise wird der fertige Teig für extrem luftige, saftige und außen knusprige Gebäckstücke verwendet, als Eclair, Schwan oder eben als Windbeutel. Doch können Sie den Teig auch für Knödel und Teigtaschen verwenden. Den Gedanken, einen Backteig ins kochende Wasser zu werfen, fand ich zuerst ungewöhnlich – ein Mürbeteig zum Beispiel würde sich einfach auflösen. Die Methode ist aber über Jahrhunderte erprobt und Teigtaschen mit Powidl schmecken ganz fantastisch – entweder mit Pflaumen-Powidl (Pflaumenmus) oder auch mit meiner Aprikosen-Variante. Für einen guten Brandteig müssen Sie den Teigklumpen ziemlich lange rühren – irgendwann bildet sich eine weißliche Schicht am Topfboden. Dann sollten Sie die Eier nacheinander wirklich gut unterrühren, bis sich das jeweilige Ei vollständig mit dem Teig verbunden hat. Das Prinzip ist so retro wie ein Resopaltisch, aber nicht besonders schwierig. Der fertige Teig bleibt viel weicher als ein Nudelteig und man braucht etwas mehr Mehl zum Ausrollen. Doch eigentlich kann nicht viel schiefgehen und das Ergebnis belohnt das Abenteuer für jeden, der sich zum ersten Mal an so einem Brandteig versucht. Probieren Sie es aus!

Powidltascherl aus Brandteig

Zubereitungszeit
1
Gesamtzeit
2
Schwierigkeit

Zutaten:

Für 4 Personen
  • 250 ml Milch
  • 125 ml Wasser
  • 2 EL Butter (30 g) Butter
  • 1 Prise Salz
  • 250 g Mehl oder Wiener Griessler zum Ausrollen Mehl
  • Für die Brösel:
  • 150 g Butter
  • 50 g Weißbrot- oder Semmelbrösel (selbstgemacht oder vom Bäcker) Semmelbrösel
  • Zimtzucker nach Belieben Zimtzucker
  • 2 Eier (M) Ei
  • 100 g Powidl (Mus) aus Aprikosen oder Pflaumen  Aprikosenmus, Pflaumenmus
  • 1-2 EL Rum
  • 1-2 TL Zucker
  • 1 Prise Zimt
  • 1 Ei zum Bestreichen Ei

1. Milch mit Wasser, Butter und Salz aufkochen. Den Topf vom Herd nehmen und das Mehl auf einmal dazugeben, verrühren und wieder auf den Herd stellen. Unter Rühren abbrennen: Sobald sich die Masse gut verbunden hat und am Topfboden eine weißliche Schicht entsteht, ist der Brandteig fertig. Vom Herd nehmen, nacheinander die Eier mit dem Rührgerät unterrühren. Erst wenn ein Ei sich gut mit dem Teig verbunden hat das nächste Ei zugeben. Komplett auskühlen lassen. 

2. Die Arbeitsfläche mit Mehl oder Wiener Griessler ordentlich bestäuben. Den Teig 3 mm dick ausrollen und etwa 16 handtellergroße Kreise ausstechen (ca. 8,5 cm) – oder einfach kleine Stücke Teig mit etwas Mehl zu Kreisen drücken. Powidl mit Rum, Zucker und Zimt abschmecken und jeweils ein Löffelchen davon in die Mitte der Kreise geben. Den Teigrand mit verdünntem Ei bestreichen, die Teigränder übereinander schlagen und fest zusammendrücken. 

3. Tascherl in leicht gesalzenes, schwach siedendes Wasser geben. In der Zwischenzeit 150 g Butter in einer Pfanne erhitzen, darin die Brösel unter ständigem Rühren goldbraun rösten. Beiseite stellen. Wenn die Tascherl oben schwimmen (nach etwa 5 Minuten), vorsichtig herausnehmen und in kaltem Wasser kurz abschrecken, abtropfen. Mit der flüssigen Bröselbutter anrichten und mit Zimtzucker bestreut servieren.