Wildkräuter-Wunder vom Wegrand

Warum soll Bruschetta immer rot sein? Hans Gerlach lässt sich von den ersten Kräutern zu einer grünen Variante inspirieren – genauer: zu einem Kräuter-Aufstrich. Eine österliche Vorspeise wird mit Eiern daraus.

Grün, grün, grün sind alle meine Farben! Hans Gerlach streicht seine grüne Kräutercreme auf Sauerteig-Weißbrot. 

Text, Foto & Video: Hans Gerlach

Vor Ostern sind die Wintervorräte verbraucht, die Lagerkeller leer, der letzte Rest Sauerkraut im Fass ist weich und es wächst noch kein ernstzunehmendes Gemüse (Spargel ohne Heizung gibt es erst ab Mai) – so war die Situation in Deutschland, bevor freier Handel in Europa gut funktionierte. Was es gibt: etwas »Unkraut« am Wegesrand und erste Kräuter im Garten, die schon im April wachsen – daher die vielen »Kräutelsuppen« in traditionellen Oster-Speiseplänen. Und auch wenn wir seit Jahrzehnten immer alles kaufen können, wonach uns der Sinn steht, finde ich es besonders befriedigend, diese ersten Kräuter des Jahres zu sammeln und möglichst oft zu verwenden. Das muss absolut nicht immer eine grüne Suppe sein, ein paar Blättchen im Salat, in Kräutersaucen, als Risotto oder wie ein Minisalat als Frischekick auf einer Suppe – es gibt viele schöne Verwendungen für das erste Grünzeug des Jahres.

Neu in meinem Repertoire ist die Bruschetta Verde, also Röstbrot mit einem cremig-würzigen Kräuter-Aufstrich. Süß geschmorte Zwiebeln balancieren die teilweise kräftigen Aromen der Kräuter aus. Bruschetta mit Tomaten kennt jeder, der mal bei einem »Italiener-um-die-Ecke« essen war. Mit guten Tomaten ist diese rote Bruschetta ein kleines Gericht, das den Sommer feiert (ein nicht ganz klassisches Beispiel hier, den Klassiker finden Sie hier). Erstaunlicherweise gibt es scheinbar kein Standardrezept für eine Frühlings-Bruschetta, dabei gehören Wildkräuter und Frühlingsgrün doch unbedingt zur traditionellen italienischen Küche. Doch weder mein Kochbuchregal noch das italienischsprachige Internet haben sinnvolle Anregungen zu so einer Frühlings-Version. Hier also mein Vorschlag für eine Bruschetta Verde mit einem cremigen grünen Aufstrich verbunden mit frischen knackigen Blättchen. Hartgekochte Ostereier passen sehr gut dazu, müssen aber nicht sein. Stattdessen könnte auch ein Stück Dosenfisch auf die grüne Bruschetta oder gar nichts: einfach nur die grüne Kräuter-Kombi auf einem schönen Röstbrot schmeckt auch sehr gut. Schöne Ostern!

Bruschetta Verde

Zubereitungszeit
25
Back/Gesamtzeit
20
Schwierigkeit

Zutaten:

Für 4 Personen
  • 500 g aromatisches Grünzeug – z. B.: Löwenzahnblättchen, Giersch, Kerbel, Petersilie, Spinat, Gänseblümchen und -blätter, junge Erdbeerblätter, Vogelmiere, Bärlauch, Knoblauchrauke, Rucola – oder einfach gemischte Kräuter vom Markt Giersch, Kerbel, Löwenzahn, Petersilie, Spinat, Vogelmiere, Bärlauch, Rucola
  • 250 g Zwiebeln Zwiebel
  • 4 EL Olivenöl
  • Salz
  • 1 Bio-Zitrone Zitrone
  • 1 EL grüner Pfeffer Pfeffer
  • 8 etwas größere oder 12 etwas kleinere Scheiben Sauerteig-Weißbrot (ca. 200 g – für 4 Pers.) Weißbrot
  • gekochte Ostereier Ei

1. Grünzeug zupfen, waschen und trockenschleudern.

2. Zwiebeln schälen und würfeln – etwa 5 mm groß. Mit Olivenöl und einer Prise Salz in einem mittelgroßen Topf hellgolden braten, oft umrühren und vor allem am Anfang einen Deckel auflegen.

4. Zitrone waschen und abtrocknen, die Schale abreiben, den Saft auspressen. Etwa drei Viertel vom Grünzeug sehr grob hacken und zu den weichen Zwiebeln geben. Mit der Hälfte vom Zitronensaft ablöschen und zugedeckt 2 Minuten zusammenfallen lassen.

4. Mit einem Pürierstab etwa die Hälfte der Mischung cremig mixen. Ungemixte Kräuterzwiebeln, Zitronenschale und grüne Pfefferkörner unterrühren, mit Salz abschmecken.

5. Die Brote rösten oder toasten, mit der grünen Creme bestreichen. Eier pellen und vierteln auf die Bruschette legen. Restliche Kräuter mit restlichem Zitronensaft und einer Prise Salz würzen, auf den Bruschette verteilen.