Wenn ich gut kochen will, gehe ich oft zuerst in den Garten oder auf den Markt oder ich schaue in den Kühlschrank und betrachte die Farben, Düfte und Aromen, die ich dort wahrnehme, ein wenig wie ein Maler seine Farb-Palette. Oder zumindest so, wie ich mir vorstelle, dass sich ein Maler von den reinen Farben auf seiner Palette inspirieren lassen könnte. Mit diesen Inspirationen koche ich dann, manchmal ziemlich langsam, damit sich im Prozess ein harmonisches Gericht entwickeln kann.
Für mein sehr einfaches Tomatenbrot hatte ich zwar einen Garten voller bunter Tomaten, doch vor allem gab es auch drei konkrete Anregungen: Ein Tomaten-Carpaccio, das der Pariser Spitzenkoch Alain Passard vor einem Jahr auf Instagram gepostet hatte – mit Tomaten und schwarzen Johannisbeeren von seinen eigenen Ländereien. Wenn schwarze Johannisbeeren wirklich vollreif aromatisch und damit nur noch moderat sauer sind, dann ist das eine tolle Kombination. Jetzt ist eher Zeit für Brombeeren – ähnliche Aromen, ebenfalls wunderbar mit Tomaten.
Auch der amerikanische Koch Joshua Mc Fadden brutzelt immer nah am Beet, in seinem Buch »Six Seasons« beschreibt er unter anderem eine Creme aus Ricotta und Olivenöl. Spitzenidee! Die Creme haben zwar vermutlich schon viele Köche und Köchinnen vor ihm so gemixt, aber ich bin eben erst bei ihm darauf aufmerksam geworden. Vergangene Woche habe ich die Creme schon für einen Zwetschgensalat verwendet – schmeckt auch fein. Dritte Anregung war das traditionelle spanische Tomatenbrot, bei dem eine Tomate auf ein frisch geröstetes Brot gerieben wird: wenn es richtig gute Tomaten gibt, dann ist diese noch simple Version der Bruschetta eine sehr schöne Möglichkeit, die Tomate und den Sommer zu feiern. Egal ob das Wetter gerade danach aussieht oder nicht.
Zusammen mit einer Prise Fenchelsamen und den vollreifen Tomaten, die es im Moment auf dem Markt oder vielleicht sogar auf dem eigenen Balkon gibt, wird bei mir daraus ein verführerisches Spätsommer-Sandwich. Ich bin nicht ganz sicher, ob ich beim nächsten Mal das Röstbrot wieder mit Tomate einreiben soll, vielleicht ist das auch übertrieben – welche Version gefällt Ihnen besser?
Zutaten:
- 1 reife, rote Tomate Tomate
- 250 Gramm reife, bunte Cocktailtomaten Tomate
- 3 EL Brombeeren oder schwarze Johannisbeeren (siehe oben)
Brombeere, Johannisbeere - 1 Prise Fenchelsamen – oder 1/2 TL frische Fenchelsamen
Fenchelsamen
- 150 Gramm Ricotta oder Ziegenrolle oder Frischkäse
Ricotta, Ziegenkäse, Frischkäse - 3 EL Olivenöl und Olivenöl für die Tomaten
Olivenöl - 4 große Scheiben helles, rustikales Landbrot Brot
- Salz
- Pfeffer
Tomaten waschen, die große Tomate halbieren, kleine Tomaten ebenfalls halbieren. Brombeeren nur waschen, wenn es wirklich nötig ist. Fenchelsamen hacken.
Ricotta oder Ziegenkäse mit 3-4 EL Olivenöl in einen hohen Mixbecher geben und mit dem Pürierstab fein pürieren – dabei so viel Wasser zugeben, dass eine sehr glatte Creme entsteht. Wenn Sie Ricotta oder Frischkäse verwenden reichen schon 2-3 EL, für frischen Ziegenkäse braucht man eher 6-8 EL Wasser.
Das Brot im Toaster oder auf dem Grill oder im Ofen goldbraun rösten. Mit der halbierten großen Tomate abreiben – so wie für ein spanisches »Pan con Tomate«. Mit Käsecreme bestreichen, Tomaten und Beeren auf den Broten verteilen, mit Salz, Pfeffer und Fenchelsamen würzen und mit etwas Olivenöl beträufeln.