Grünes Chlorophyll hilft bei der Blutbildung, gelber Kurkuma ist gut gegen Entzündungen, orange Karotten stärken die Sehkraft, rote Tomaten das Herz, blaue Spirulina-Algen dämpfen den Heißhunger, und die violetten Anthocyane in Heidelbeeren schützen das Erbgut in unseren Zellen.
So dass Heidelbeerliebhaber gesünder älter werden können.
Das ist sehr verkürzt beschrieben, in Wirklichkeit überschneiden sich die gesundheitlichen Wirkungen vieler bunter Pflanzenstoffe. Und obwohl zum Beispiel Rotwein die gleichen Farbstoffe wie Heidelbeeren enthält, sollte man nicht zu viel davon trinken. Aber insgesamt ist bunt gesund, »eating the rainbow« deshalb zu Recht ein Thema bei vielen, die sich gesund ernähren.
Violett ist die seltenste der gesunden Regenbogenfarben. Wir sollten die Monate nutzen, in der es nicht ausschließlich mit Rotkohl oder Radicchio auf den Tisch kommen kann. Gerade hat die Heidelbeersaison begonnen, von Juli bis September kann man die wilden Beeren selber sammeln oder auf dem Markt kaufen. Wilde Heidelbeeren sind durch und durch violett gefärbt. Was als Kulturheidelbeeren ganzjährig verkauft wird, sind nur entfernte Verwandte aus Nordamerika. Sie sind außen blau und innen blass, genauso wie ihr Aroma.
Die wilden Beeren schmecken nicht nur viel besser, sie enthalten auch viel mehr Farbstoffe – ähnlich wie die supertrendige Acai-Beere aus Südamerika. Nur gibt es die empfindliche Acai bei uns nie frisch, sondern meist als Pulver, manchmal auch als tiefgefrorenes Püree von zweifelhaftem Military-Violett. Da es aber gerade um die Pflanzenfarbstoffe geht, dürfte die frische Heidelbeere das trockene Acai-Pulver in ihrer Wirkung übertreffen. Besser schmeckt sie sowieso. Bill Granger, ein bekannter australischer Koch, serviert in seinem zauberhaften Londoner Café eine außergewöhnlich gute Acai-Bowl, ein Trend-Frühstück irgendwo zwischen Müsli und Sorbet. Ein Löffelchen Pulver ist sicher auch in der Mischung, aber vor allem schmeckt sie nach wunderbaren, wilden Heidelbeeren. Für mein Lieblings-Sommerdessert kombiniere ich die Beeren mit einer ungewöhnlichen Ricottacreme und Pfirsichen.
Wilde Heidelbeeren, Pfirsich und Ricotta
Für 6 Portionen:
400 g wilde Heidelbeeren
150 ml Süßwein, z.B. ein Banyuls oder ein Portwein (Alternative: Apfelsaft)
4 reife Pfirsiche
4 TL Butter
3-4 EL Muscovadozucker oder eine andere Zuckersorte
Für die Ricottacreme:
1 Vanilleschote (oder 1 Btl. Vanillezucker - dafür dann nur 2 EL Zucker zusätzlich nehmen)
2 unbehandelte Orangen
3 EL Zucker
500 g frischer Ricotta
150 g Creme fraiche
Ein Stück grober Stoff, z.B. Käseleinen oder Windelstoff
6 schmale Gläser
Zuerst die Ricottacreme vorbereiten: Vanilleschote längs halbieren, das Mark auskratzen. Orangenschale abreiben, den Saft auspressen und mit Vanille und 3 EL Zucker in einem kleinen Topf sirupartig einkochen bis nur noch wenige Esslöffel übrig bleiben. Ricotta mit Creme fraiche und Sirup glattrühren. Den Stoff in 6 kleinere Stücke schneiden, befeuchten und auswringen. Stoffstücke einfach in hohe schmale Gläser hängen, so dass darunter noch etwas Platz für die abtropfende Molke bleibt. Den Stoff jeweils nach außen über den Rand umschlagen und mit Schnur oder Küchen-Gummis fixieren. Mit Ricottacreme füllen, auf ein Tablett stellen und im Kühlschrank über Nacht abtropfen lassen.
Blaubeeren waschen und abtropfen lassen. Den Wein aufkochen und mit 1-2 EL Zucker leicht süßen, die Beeren dazu geben und nur kurz warm werden lassen. Je nach Wetter entweder warm oder abgekühlt servieren.
Backofen auf 240 Grad vorheizen. Die Pfirsiche halbieren, mit den Schnittseiten nach oben in eine Form legen, in die Vertiefung jeweils ein Butterflöckchen setzen, mit Zucker bestreuen und auf der mittleren Schiene im Ofen 15 Min. karamellisieren.
Ricottacreme auf Teller stürzen, dabei den Stoff jeweils vorsichtig abziehen. Mit den Früchten servieren.