Feinkost-Käfer

Die Grill-Saison dauert noch ein paar Wochen. Ein guter Moment, um schon mal mit der Grillen-Saison anzufangen.

Schon wieder Insekten? Keine Sorge: Nur weil ich schon einmal über den Duft australischer Ameisenpopos geschrieben habe, bin ich noch lange kein Entomophage geworden, so heißt der wahre Insektenliebhaber. Aber das Thema liegt in der Luft, wir sollten uns damit auseinander setzen. Denn es wäre ökologisch sehr viel sinnvoller Mehlwürmer im großen Stil zu züchten als Rinder.

Würmer rennen nicht ständig über die Weide und verbrennen dabei sinnlos wertvolle Energie. Und selbst Rinder, die sich in übelsten Mastanlagen kaum bewegen dürfen, verbrauchen immer noch viel mehr Energie als Würmer oder Heuschrecken. Letztere bauen ihre Nahrung mit wenig Verlust in wertvolles Eiweiß um. Außerdem sondern Insekten auch kein Methan ab – während pupsende Rinder die Klimaerwärmung verstärken.

Die Frage ist nur: Wie soll das im Küchenalltag aussehen? Schmecken gegrillte Maden so gut wie ein sauber abgehangenes Steak? Sind Heuschrecken wirklich vergleichbar mit Scampi?

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Als neugieriger Koch habe ich immer wieder mal Insekten probiert. In Mexiko, Vietnam oder Australien, wo manche Insekten seit Jahrtausenden regelmäßig und gerne gegessen werden. Das schmeckte auch meist ganz gut, aber nicht gut genug um meine kulturell geprägte Abneigung dauerhaft zu überwinden. Als ich kürzlich bei www.wuestengarnele.de eine Auswahl Insekten bestellt hatte, standen die auch erstmal eine Weile auf meinem Schreibtisch herum – hübsch zwar, aber halt doch Krabbelgetier.

Doch dann habe ich sie probiert und war sehr überrascht: Die Insekten dieses Anbieters sind gefriergetrocknet, alles, was glibberig sein könnte, schmeckt knusprig-fluffig. Die Konsistenz erinnert an Erdnuss-Flips. Schon pur aus der Packung kann ich mir einige davon sehr gut als Couch-Knabber-Snack vorstellen. Mit wenig Öl kurz angebraten, leicht gesalzen, mit Chili und ein paar Tropfen Limettensaft gewürzt sind sie richtig gut.

Die Grillen schmecken mir am besten, sie erinnern an gepuffte Schweineschwarte. Mehl- und Büffelwürmer haben nussige Aromen. Sie alle ersetzen weder Scampi noch Steak, doch schmecken sie auf ihre Weise wirklich fein. Ich will sicher nicht täglich nur noch Insekten essen, aber ab und zu scheint es mir völlig in Ordnung zu sein. Wenn Insektenmahlzeiten ein kleiner Baustein sein könnten, um Welthunger zu bekämpfen und die Umweltzerstörung durch Landwirtschaft zu verringern, dann bin ich dabei.

Zumindest im Moment gibt es allerdings noch einen Haken: Durch die Trocknung reichen wenige Gramm zwar schon ziemlich weit – aber die Preise sind sehr hoch. Das könnte sich ändern, wenn genügend abenteuerlustige Kunden mit ihrer Nachfrage größere Farmen rentabel machen.

Fotos: Gerlach+Wimmer