Der Weg ist zu weit, die Ziele sind zu hoch gesteckt – Neujahrsvorsätze machen in der Regel nicht glücklich. Wer wird schon durch die Formulierung eines Wunsches im oft nicht ganz zurechnungsfähigen Zustand von einem Tag auf den anderen zum Übermenschen? Eben. Eine schöne, sinnvolle und befriedigende Alternative sind überschaubare Neujahrsprojekte, zum Beispiel der Plan, eine neue handwerkliche Fähigkeit zu üben.
Um ein gutes Tornado-Omelett zu backen, braucht es nur eine kurze Bewegungsabfolge, so etwas wie ein Move beim Sport oder die Schrittfolge einer kleinen Choreographie. Was ein Tornado-Omelett überhaupt ist? Weltweit bekannt wurde das Rezept mit kurzen Videos auf Tik-Tok, zum Beispiel hier oder hier. Grundlage dafür ist die japanische Art ein französisches Omelett mit gebratenem Reis zu servieren, nach Korea kam das »Omurice« zwischen 1910 und 1945 während das Land eine japanische Kolonie war.
Ob der Tik-Tok-Trend durch japanische oder koreanische Videos ausgelöst wurde, weiß ich nicht. Jedenfalls kam irgendwann jemand auf die Idee, ein Omelett, während es gart, mit Stäbchen zu drehen. So faltet sich das Omelett zu einem Wirbel, der an einen sehr kleinen Wirbelsturm erinnert – einen Tornado.
Das sieht erstmal hübsch aus, wichtig fürs Web, aber es hat auch einen echten Vorteil: Während sich das stockende Omelett zur Mitte hin auftürmt, fließt flüssiges Ei nach außen ab. Und sobald in den Außenbereichen der Pfanne kein flüssiges Ei mehr zu sehen ist, hat das Omelett genau die richtige, durch und durch cremig-samtige Konsistenz – mit einer angenehm gebräunten Unterseite. Die Tik-Tok-Version des Omeletts wird meist von Ketchup-Saucen begleitet, das finde ich ein bisschen schade. Aber wenn die Tik-Toker das Rezept aus Korea oder Japan und die Japaner wiederum aus Frankreich adaptiert haben, dann können wir damit auch machen was wir wollen – meine Version ist wieder etwas europäischer, mit einer frisch-säuerlichen Vinaigrette und gequetscht gerösteten Kartoffeln. Aber fühlen Sie sich frei das Omelett auch anders zu kombinieren – was zählt, ist der coole Move, wenn Sie den Tornado wirbeln.
In der Versuchsküche haben Foodstylist Nils und ich übrigens etwa 60 Eier verbraucht, bis wir wirklich verstanden hatten, worauf man achten muss, damit das Omelett sich schön eindreht. Mit unserem Rezept werden Sie viel weniger Versuche benötigen – aber es wäre keine echte Herausforderung, wenn es beim ersten Mal gleich klappt. Die Fehlversuche schmecken zum Glück genauso gut. Viel Spaß, Gesundheit und ein anregendes neues Jahr!
Tornado-Omelett
für 2 Omeletts (2 größere oder 4 kleinere Portionen), Zubereitungszeit zzgl. Kartoffel-Kochzeit
Zutaten:
- 100 g Rotkohl (ein kleines Stück) Kohl, Rotkohl
- 1/4 Apfel
- Salz, Kreuzkümmel Salz, Kreuzkümmel
- 100 g Feldsalat Salat, Feldsalat
- 6 Eier Ei
- 4 EL geriebener Parmesan Parmesan, Käse
- 3 EL Butter
- 300 g gekochte Kartoffeln (mit oder ohne Schale) Kartoffel
- Spicy Granola, zum Beispiel so wie dieses oder Dukkah-Gewürzmischung wie hier Granola
- 2 EL Ihrer Lieblingschilisauce – nicht zu süß, nicht zu scharf, gerne leicht rauchig Chili
- Vinaigrette:
- 1 Schalotte Zwiebel
- 2 EL (Rot-) Weinessig Essig
- 1 TL scharfer Senf Senf
- 1 TL Nussmus Nussmus
- 3 EL Nussöl oder nussiges Rapsöl Öl
Zubereitung
1. Rotkohl sehr fein schneiden, den Apfel in dünne Scheiben schneiden. Beides mischen, leicht salzen, mit Kreuzkümmel würzen und sanft drücken. Feldsalat waschen und trockenschleudern.
2. Die Schalotte schälen und sehr fein würfeln. Mit Essig, Senf und Nussmus gründlich verrühren, dabei mit Salz und Pfeffer würzen. Das Öl unterrühren, abschmecken. Etwa die Hälfte der Sauce mit dem Rotkohl mischen, den Rest für den Feldsalat aufheben.
3. Eier und Parmesan mit einem Schneebesen oder einer Gabel gründlich verquirlen (Wer ganz perfektionistisch sein will, gießt die verquirlten Eier durch ein Sieb und gibt dann erst den Käse dazu).
4. 2 EL Butter in einer beschichteten Pfanne (24 cm Durchmesser ist gut geeignet) aufschäumen lassen, die Kartoffeln mit der Hand leicht quetschen, in die Pfanne geben und mit einer Gabel grob zerdrücken. Bei etwas mehr als mittlerer Hitze hellgolden braten, leicht salzen, immer wieder bewegen.
5. Die Kartoffeln auf 2 Teller verteilen, mit einem Pfannenwender oder einem Löffel zu einem kleinen Berg häufen. Rotkraut drumherum verteilen.
6. Den Tornado wirbeln: Die Pfanne auswischen, wieder auf den Herd stellen, noch ein wenig heißer schalten, kurz warten. 1 TL Butter in die Pfanne geben, aufschäumen lassen – die Butter soll schnell schmelzen und dabei gleich ein bisschen braun werden – dann ist die Pfanne heiß genug. Die Hälfte der Eier in die Pfanne gießen. Dicke asiatische Kochstäbchen oder zwei dünnere, umgedrehte Holzkochlöffel nehmen. Über der Pfanne das Stäbchen mit der linken Hand nach rechts oben positionieren, das Stäbchen in der rechten Hand links unten positionieren. Vorsichtig die Stäbchen am Pfannenrand ansetzen, das Omelett zur Mitte hin zusammenschieben – die Stäbchen nicht direkt aufeinander zu bewegen sondern ein paar Zentimeter aneinander vorbei zielen. Bei dieser Bewegung beginnt das Omelett Falten zu werfen. Einen Abstand von 3-4 cm zwischen den beiden Stäbchen oder Kochlöffeln lassen. Die Stäbchenspitzen gegen den Uhrzeigersinn vorsichtig, aber selbstbewusst, im Kreis bewegen, dabei bildet sich der »Tornado«. Wenn man die Hände anfangs schön diagonal angesetzt hat, dann kann man einen ganzen Kreis beschreiben, bevor man umgreifen muss. Jetzt am besten beide Stäbchen in eine Hand nehmen und die Pfanne am Pfannenstiel weiter drehen. Nach ein, zwei Umdrehungen ist das Omelett fertig. Aus der Pfanne auf einen Kartoffelberg gleiten lassen. Das zweite Omelett auf die gleiche Weise backen.
7. Feldsalat mit der restlichen Vinaigrette marinieren, um die Omelettes drapieren. Omelettes mit Spicy Granola oder Dukkah bestreuen und mit Chilisauce beträufeln.