Blaubeerkuchen gestürzt und nicht geschüttelt

Heidelbeeren sinken beim Backen gern ab und verteilen sich im Teig. Für eine saftige Schicht oben backt Hans Gerlach seinen Kuchen mit Walnuss-Schokoteig einfach verkehrt herum – und muss am Ende nur der Heidelbeer-Lava aus dem Weg gehen.

Seinen gestürzten Blaubeer-Schoko-Walnusskuchen toppt Hans Gerlach mit etwas Sahne.

Text, Foto & Video: Hans Gerlach

Sehr viele junge Männer aus aller Welt brachen ab 1896 auf zum Klondike River, nahe der kanadischen Grenze zu Alaska. Meldungen von Goldfunden hatten sich herumgesprochen. Die Männer wollten als Goldwäscher reich werden. Dafür nimmt man etwas Sand aus einem möglichst goldreichen Fluss, schwenkt Sand und Flusswasser in einem flachen Gefäß, dabei bleiben die schweren Goldstückchen unten in der Pfanne. Den Sand kann man – mit etwas Geschick – zusammen mit dem Wasser aus der Goldwäscherpfanne zurück in den Fluss schlenkern. Ich habe das selbst ausprobiert. Goldwaschen funktioniert, weil das spezifische Gewicht von Gold viel höher ist als das von Wasser oder Sand. Während ein Liter Wasser ein Kilogramm wiegt, bringt ein Liter Gold 19,32 Kilogramm auf die Waage. Bis die meisten der vom Gold berauschten Männer allerdings nach beschwerlichen Reisen quer durch Kanada überhaupt erst am Klondike ankamen, waren die guten Claims schon vergeben, die Winter kalt. Die berühmte Filmszene aus dem Film »Der Goldrausch«, in der Charlie Chaplin die Ledersohle seines Schuhs verspeist, ist nur wenig übertrieben.

Blaubeeren verhalten sich beim Kuchenbacken ähnlich wie Goldnuggets im Fluss, sie sinken im Teig zu Boden und verteilen sich dabei im Sand, äh Kuchenteig. Um das Blaubeer-Erlebnis zu steigern, ist es aber gut, wenn viele Beeren nahe beisammenbleiben. Dafür gibt es einen Trick: Backen Sie den Kuchen falsch herum. Hätten die Goldwäscher mal lieber Blaubeeren gesammelt, ihr physikalisches Wissen beim Kuchenbacken angewendet und kleine Cafés aufgemacht. Blaubeeren wachsen am Klondike nämlich sehr viel üppiger als Nuggets.

Verkehrt herum gebackener Blaubeer-Schoko-Walnuss-Kuchen

Zubereitungszeit
50
Back-/Gesamtzeit
3,5
Schwierigkeit

Zutaten für 1 Kuchen (8 oder 12 Stücke):

Für 4 Personen
  • 500 g wilde Blaubeeren Blaubeeren
  • 150 g Muscovadozucker Zucker
  • 150 g Zartbitterkuvertüre Schokolade, Kuvertüre
  • 200 g Butter und etwas Butter für die Form Butter
  • 1 TL geriebene Zitronenschale Zitrone
  • 150 g Walnusskerne Walnuss
  • 100 g gemahlene Walnüsse Walnuss
  • 200 g Mehl
  • 1 TL Backpulver
  • 4 Eier Ei

1. Blaubeeren waschen, verlesen und sehr gut abtropfen lassen. Ofen auf 160 Grad Umluft vorheizen. Den Boden einer Springform mit 24 cm Durchmesser mit Backfolie (am besten!) oder Backpapier bespannen, die Wände leicht buttern. Beeren mit 2 EL vom Zucker in der Form verteilen. 

2. Kuvertüre hacken, Butter würfeln. Beides in einer Metallschüssel über einem kochenden Wasserbad schmelzen – aber nur gerade eben, sodass die Mischung nicht zu heiß wird. Schoko-Buttermischung vom Herd nehmen. Walnüsse grob hacken. Eier mit Zucker cremig-schaumig schlagen. Mit Schoko-Buttermischung, gehackten und gemahlenen Walnüssen verrühren. Mehl und Backpulver mischen, auf die Masse sieben und vorsichtig unterheben. Den Teig über die Beeren verteilen, die Oberfläche glattstreichen.

3. Auf einem Backblech (kein Gitter!) im Ofen auf der zweiten Schiene von unten Schiene 30-35 Minuten backen. Mit einem hölzernen Schaschlikspieß in den Kuchen stechen und prüfen, ob der Kuchen durchgebacken ist – sobald kein Teig mehr am Holz klebt, ist der Kuchen fertig. Den Kuchen mit dem Blech aus dem Ofen nehmen, und etwa 2 Stunden abkühlen lassen, bis der Kuchen nur noch lauwarm ist – anfangs kann bei älteren Formen, die sich schon etwas gelockert haben, Heidelbeersaft aus der Form laufen. Der Saft ist heiß wie Lava, deshalb unbedingt mit dem Blech aus dem Ofen nehmen.

4. Den Kuchen mit einem schmalen Messer vom Rand lösen, mit der Form auf eine Kuchenplatte stürzen. Den Rand der Springform abnehmen, den Boden abnehmen, das Backpapier abziehen.

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