Kaffee-Nerds sind Menschen, die gerne ein Monatsgehalt für eine gute Maschine ausgeben. Sie besuchen Barista-Kurse und justieren den Mahlgrad ihrer Kaffeebohnen nach den Wetterprognosen einer App. Je nach Luftfeuchtigkeit soll der Kaffee nämlich feiner oder gröber gemahlen werden. So einer bin ich nicht. Na gut, meine Espressomaschine aus den 50er-Jahren ist ein Einzelstück. Aber das ist purer Zufall, der Rest einer jugendlichen Sammelleidenschaft. Alle anderen Maschinchen habe ich längst verschenkt. Trotzdem interessiert mich, was die Szene bewegt: Kalter Kaffee ist gerade mega-hip.
»Cold Brew Coffee« klingt schöner, es geht dabei auch nicht um herkömmlichen, abgekühlten Kaffee aus verwahrlosten Filterkaffeemaschinen im Büro. Für modernen kalten Kaffee wird das Pulver nämlich schon mit kaltem Wasser aufgegossen. So muss er etwa zwölf Stunden ziehen, um das Aroma der Bohnen zu extrahieren. Doch die Wartezeit lohnt sich, für einen erstklassigen Eiskaffee an heißen Tagen. Kalt gebrauter Kaffee schmeckt nämlich anders als heiß gebrühter: Deutlich weniger sauer, etwas weniger bitter, dafür viel blumiger. Für meine Experimente habe ich hell geröstete Arabica-Bohnen aus Äthiopien verwendet, doch es gibt sicher unzählige andere Sorten, die sich genauso gut eignen. Die Auswahl der Bohnen für Cold Brew Coffee ist ganz einfach, denn der Kaffee schmeckt ganz ähnlich, wie die Bohnen duften. Der Mahlgrad sollte etwas gröber sein als für eine Espressomaschine – doch so genau kommt es nicht darauf an. Anders als beim heiß gebrühten Espresso beeinflusst der Mahlgrad nämlich kaum den Geschmack, sondern eher die Zeit, die der Kaffee benötigt, um durch den Filter zu tropfen. Sowohl kleine Handfilterfirmen als auch die Erfinder des Kaffeefilters stellen inzwischen spezielle Filterpapiere für Cold Brew Kaffee her. Deren Porung ist etwas gröber als bei gewöhnlichen Filterpapieren. Auf Eis, gesüßt oder sogar pur, schmeckt der fertige Kaffee sehr erfrischend.
Cold brew coffee:
500 ml kaltes Wasser
100g Kaffeebohnen
Kaffeebohnen mahlen, etwas gröber als für Espresso. Mit kaltem Wasser mischen, zudecken und bei Zimmertemperatur mindestens 12 Stunden lang ziehen lassen. Dann in einen Kaffeefilter über einer Kaffeekanne gießen.
Das Ergebnis ist ziemlich konzentriert – und auch nicht kalt. Es hält sich jedoch sehr gut im Kühlschrank , anders als normaler heiß extrahierter Kaffee. Zum Trinken dann mit kaltem Wasser oder Eis etwa im Verhältnis 1:2 verdünnen.