Vögel auf der indonesischen Insel Sumatra fressen die Samen des Andaliman-Pfefferstrauches und scheiden sie wieder aus – nur so wird die Pflanze verbreitet. Außerdem ist die Keimfähigkeit der Samen schlecht und noch dazu keimen die Samen am liebsten auf Lichtungen nach Waldbränden. Bauern versuchen diesen etwas komplizierten Prozess nachzuahmen und Andaliman-Pfeffer-Pflanzungen anzulegen. Es lohnt sich, wenn das klappt, denn der Pfeffer ist sehr teuer. Aber bis jetzt wird der größte Teil der verfügbaren Andaliman-Pfeffer-Ernte wild gesammelt.
Der Pfeffer ist jedoch nicht so besonders, weil er teuer oder selten ist, sondern wegen seines unvergleichlich würzigen Zitrusdufts. Tatsächlich ist die Pflanze kein echtes Pfeffer- sondern ein Zitrusgewächs, genauso wie der chinesische Szechuan-Pfeffer. Mit dem teilt Andaliman-Pfeffer eine weitere ungewöhnliche Eigenschaft: Auf der Zunge rufen beide Gewürze eine leichte Betäubung hervor. Beim Szechuan-Pfeffer finde ich das oft unangenehm. Nur wenn man den Pfeffer heiß brät oder frittiert, wird der Effekt so weit gemildert, dass ich das Gewürz wirklich genießen kann. Andaliman-Pfeffer betäubt die Zunge nicht, er kitzelt sie ein bisschen. Das ist angenehm und appetitanregend, in der lokalen Küche des Batak-Volkes auf Sumatra kommt der Pfeffer darum sehr häufig vor (meine Anregungen für die Küche mit Andaliman-Pfeffer finden Sie hier).
Mein Freund Ferdinand unterstützt mich immer wieder bei der Suche nach neuen Cocktails. Diesmal hatte er eine ganz andere Idee: Wenn man Andaliman-Pfeffer mit Zucker oder Salz mörsert und dann mit dem Gewürzzucker oder Gewürzsalz den Rand eines Cocktailglases vorbereitet, dann steigt einem der Zitronen-Pfeffer-Duft in die Nase, schon wenn man das Glas zum Mund führt. So bekommt jeder Cocktail einen wunderbaren frisch-würzigen Hauch. Perfekt mit Melone, ich kann mir aber auch eine Kombination mit Ferdinands letzten Cocktails sehr gut vorstellen. Man muss sowieso eine etwas größere Menge Gewürzzucker vorbereiten, am besten probieren Sie alle drei Cocktails und schreiben mir dann Ihren Favoriten!
Tingly Melon
Zutaten für 4 Gläser
Für den Cocktail:
16 cl Tequila
8 cl Orangenlikör
8 cl Limettensaft
4 cl Ahornsirup
600 g Wassermelone (netto, nur das Fruchtfleisch)
Ausserdem:
1 TL Andaliman Pfeffer (gibt es im Bio-Handel oder online) 2 EL Zucker
1 EL Limettensaft
16 - 20 große Eiswürfel
Zucker und Pfeffer im Mörser fein zerreiben. Die Mischung sieben, sodass faserige Stückchen im Sieb hängen bleiben. Bis zur Verwendung in einem luftdicht verschlossenen Behälter aufbewahren – das Aroma entfaltet sich in den ersten Tagen noch etwas mehr.
Andaliman-Pfeffer-Zucker auf einen Unterteller geben. Glasränder mit Limettensaft befeuchten – entweder mit einem Pinsel oder einfach mit dem Finger. Gläser im Andaliman-Pfeffer-Zucker drehen, beiseite stellen und trocknen lassen.
Wassermelone schälen, entkernen und mit den restlichen Zutaten in den Mixer geben. Auf hoher Stufe mixen und über die Eiswürfel in das vorbereitete Glas gießen.