Was ist zu kurz gekommen in all den Jahren, Anne Will?

Die Journalistin, Moderatorin und Politikwissenschaftlerin im Interview ohne Worte über Live-Schalten mit der Außenministerin, das Gefühl, die prominenteste lesbische Frau Deutschlands zu sein – und darüber, was die Zukunft bringt.

Geboren 18. März 1966 in Köln 
Beruf Journalistin, Moderatorin 
Ausbildung Studium der Geschichte, Politikwissenschaft und Anglistik in Köln und Berlin, Volontariat beim Sender Freies Berlin 
Status Sendepause

Moderatoren Komplimente zu machen ist gar nicht so einfach. Im besten Fall haben sie nicht unterbrochen, wenn jemand gerade etwas Interessantes sagen wollte. Im schlimmsten Fall wurde in ihrer Sendung Mist geredet, und sie haben nicht unterbrochen. Bei Anne Will ist es dann doch ganz einfach. Nach ihren besten Sendungen hatten sich immer Dinge geordnet, Widersprüche stellten sich als gar nicht so gegensätzlich heraus, oder Koalitionspartner meinten dann doch Grundverschiedenes, wenn sie von »Fortschritt«, »Respekt« oder »Freiheit« sprachen.

Das Schönste in Anne Wills Sendung war trotzdem immer ihre Schelmenhaftigkeit, wenn es etwas peinlich wurde. Hatte Markus Söder gerade im Brustton bayerischer Überzeugung eine Plattitüde zum Besten gegeben, konnte man an Anne Wills amüsiertem Grinsen immer schon ablesen, was sie dachte. Am 3. Dezember wird Anne Will zum letzten Mal ihre politische Talkshow moderieren und dann nach 500 Sendungen aufhören. Zu dem, was ansteht, sagte sie Anfang des Jahres: »2024 ist Neustart angesagt! Dann ist Zeit für Veränderung, andere Projekte, neue Perspektiven.« Unsere Versuche, im Rahmen dieses Interviews Konkreteres aus ihr herauszubekommen, sind gescheitert, solche Fragen hat sie alle weggegrinst.