Welches Zirkustier wären Sie, Emil Steinberger?

Der Schweizer Kabarettist im Interview ohne Worte über seinen Blick beim Lügen, Bad-Hair-Days und seinen Trick, um auf der Straße nicht erkannt zu werden.

Geboren 6. Januar 1933 in Luzern
Beruf Kabarettist, Schauspieler, Regisseur, Autor
Ausbildung Postbeamter (Dienst quittiert), Ausbildung zum Grafiker
Status Hat gut lachen

Könnten diese Bilder sprechen, sie täten es mit schwiizerdütschem Akzent. Emil Steinberger ist eine Kultfigur des Kabaretts: charmant, schlitzohrig, zeitlos komisch. Seiner Beschäftigung bei der Post sagte er einst Ade, zu monoton war ihm das. Die sichere Beamtenlaufbahn tauschte er gegen eine Ausbildung an der Kunstgewerbeschule, wofür die Mutter wenig Verständnis hatte, sie nannte das Unfug. Er aber empfand den bewusst herbeigeführten Karriereknick als »Er­lösung«. Der Postschalter war offensichtlich nicht seine Bühne, aber womöglich sein Probenraum. Das Publikum liebt den spitzbübischen Schweizer, wenn er in der überforderten Vaterrolle oder als begriffsstutziger Telegrafenbeamter den ganz normalen Alltagswahnsinn pointiert auf die Bühne bringt. Nach einem halben Leben am Theater, in der Zirkusmanege und im Fernsehen wurde ihm der Trubel um die eigene Person 1993 zu groß. Für eine künstlerische Schaffenspause ging er nach New York. »Sabbatical« würde man heute sagen. Ruhe fand er dort keine, dafür die große Liebe. Nach ein paar Jahren kehrte er nicht nur mit seiner Ehefrau Niccel in die Schweiz zurück, sondern auch auf die Bühne. Typisch Emil – Vom Loslassen und Neuanfangen heißt der Film mit und über Emil Steinberger, der seit dem 19. Juni im Kino zu sehen ist.