Sind Sie neurotisch, narzisstisch oder einfach nur lustig, Oliver Polak?

Der Komiker und Moderator im Interview ohne Worte über seine Schamgrenze, Klezmer-Musik und die Frage, ob er besser austeilen oder einstecken kann?

Geboren: 14. Mai 1976 in Papenburg
Beruf: Komiker, Autor, Moderator
Ausbildung: A-Level am Carmel College (England), Praktikum bei Stefan Raab, Schauspielunterricht
Status: Freier Radikaler

Wer behauptet, man dürfe heutzutage über nichts mehr Witze machen, bekommt spätestens durch Oliver Polaks Bühnenprogramme regelmäßig den Gegenbeweis geliefert. Fast immer Thema: seine jüdischen Wurzeln und seine Kindheitserfahrungen als deutscher Jude. Polaks Fernsehkarriere begann beim Musiksender VIVA, es folgten kleinere Rollen in Fernsehserien und Filmen, seit 2006 steht er als Stand-up-Comedian auf der Bühne. Mit Tabubrüchen hält er sich eher selten zurück. Ob mit Sprüchen wie »Lassen Sie uns ganz unverkrampft miteinander umgehen (…). Ich vergesse die Sache mit dem Holocaust – und Sie verzeihen uns Michel Friedman« oder durch seinen Auftritt als Hitler in einem Musikvideo der Band K.I.Z – Oliver Polak provoziert mit Witzen, von denen die Deutschen nie so recht wissen, ob sie lustig oder geschmacklos sind. Polaks eigene Biografie kennt indes nicht nur Lacher: In seinem Bestseller Gegen Judenhass kritisiert er den erstarkenden Antisemitismus und die fehlende Zivilcourage in Deutschland. 2014 begab er sich wegen Depressionen in psychiatrische Behandlung und verarbeitete die Erlebnisse in seiner Autobiografie Der jüdische Patient. Am 10. Oktober erscheint nun Polaks neues Buch, der Episodenroman L’amour numérique: Und täglich grüßt die Liebesgier.