Wie erinnern Sie sich an Ihren ersten Theaterbesuch, Valery Tscheplanowa?

Die Schauspielerin und Schriftstellerin im Interview ohne Worte über Tipps zum Auswendiglernen, nächtliche Spaziergänge und ihre besten Party-Tanzschritte.

Geboren 7. Mai 1980 in Kasan, Sowjetunion 
Beruf Schauspielerin, Sängerin, Schriftstellerin 
Ausbildung Hochschule Ernst Busch für Schauspiel in Berlin
Status Wie im echten Leben

Von ihrer Großmutter erbte Valery Tscheplanowa weder Geld noch Schmuck. Sie erbte, so erzählte sie es mal in einem Interview, etwas Nützlicheres: eine Erkenntnis. »Es sind die Dinge, die wir können, die uns Glück bereiten«, lautet sie, und betrachtet man die Aussage als wahr, müsste Tscheplanowas Leben einem Rausch gleichen, denn die Liste der Dinge, die sie kann, ist lang: Mit 17 begann sie eine Ausbildung zur Tänzerin. An der Ernst-Busch-Hochschule in Berlin studierte sie erst Puppenspiel, dann Schauspiel, sie arbeitete mit Regisseu­ren wie Jürgen Gosch, Dimiter Gotscheff, Frank Castorf.

2017 wurde sie zur »Schauspielerin des Jahres« gekürt. Vergangenen Sommer veröffentlichte sie ihren ersten Roman. Tscheplanowa selbst verglich ihre Biografie einmal mit einem Groschenroman: Mit acht Jahren zog sie aus Kasan in der damaligen Sowjetunion nach Deutschland – ein Hier kommt der Eiermann spielender Alleinunterhalter hatte sich auf einer Kreuzfahrt in ihre Mutter verliebt. Valery Tscheplanowas Debüt Das Pferd im Brunnen ist autobiografisch gefärbt, hat mit ­einem Groschenroman allerdings nichts zu tun. Das Leben der russischen Frauen, das über vier Generationen hinweg erzählt wird, ist geprägt von abwesenden Männern und Arbeit. Und dem, was sie einander zurücklassen: Erbstücke und Erkenntnisse, große und kleine.