Was für ein Typ Mann sind Sie, Jan Lisiecki?

Der Starpianist im Interview ohne Worte über seine politische Ausrichtung, seine Gemeinsamkeit mit Justin Bieber – und die Frage, wie er schaut, wenn er sich bei einem großen Konzert verspielt.

Geboren 23. März 1995 in Calgary, Kanada
Beruf
Pianist 
Ausbildung Glenn Gould School am Royal College of Music in Toronto, Klavierstudium am Mount Royal University Conservatory 
Status
Frühvollendet

»Leicht« bis »kernig« sei sein Klavierspiel, im Feuilleton gibt es Abhandlungen darüber, mit welcher Härte Jan Lisiecki die Tasten des Flügels anschlägt. Seit seinem Konzertdebüt mit neun Jahren schaut die Klassik-Welt Lisiecki beim Spielen zu. »Wunderkind« raunte die Branche früh – in der Schule übersprang er viermal eine Klasse. Sein erstes Angebot für einen Plattenvertrag mit 14 lehnte Jan Lisiecki ab, weil das Label ihn nicht Mozart spielen lassen wollte. Ein Jahr später dann ein anderes Angebot und die erste Aufnahme: Mozarts Klavierkonzerte Nr. 21 & 22. Er wurde »Jungspund« und »milch­gesichtig« genannt – und gefeiert. Und Lisiecki? Ihm ist das Alter eines Pianisten gleichgültig, und er erzählt, dass es ihm großen Spaß bereite, seine Steuererklärung zu machen. Immer an seiner Seite: Seine Eltern, die ein paar Jahre vor seiner Geburt von Polen nach Kanada ausgewandert sind. Dass Jan Lisiecki Klavierspielen lernte, war die Idee einer Erzieherin im Kindergarten, zur Bändigung des zappeligen Kindes. Ein probates Mittel, könnte man meinen, wenn man ihn heute, mit 26 Jahren, durchgestrecktem Rücken und ernstem Gesicht am Klavier in den großen Konzerthallen sitzen sieht. Gerade ist sein neues Album mit sämtlichen Nocturnes von Chopin erschienen.