Manchmal neidisch, dass Sie nicht Harry Potter erfunden haben?

Die Schriftstellerin Kirsten Boie im Interview ohne Worte über ihren 70. Geburtstag im Lockdown, die Familienministerin und die Frage, was sie mit dem Geld für Millionen von verkauften Büchern macht. 

Geboren: 19. März 1950 in Hamburg
Beruf: Schriftstellerin 
Ausbildung: Lehramtsstudium Deutsch und Englisch 
Status: Kinderflüsterin

Als Kirsten Boie fünf Jahre alt war, konnten sich ihre Eltern kein Schreibpapier leisten, auf das sie ihre Geschichte von »Gisula unt dem Brant« hätte krakeln können. Also nahm sie Butterbrotpapier. Vielleicht verarbeitete sie da, was die Eltern vom Krieg erzählt hatten, sagt Boie: »Bei mir verwandelt sich alles, was mich bewegt, schnell in Geschichten.« Sie träumte davon, Schriftstellerin zu sein, wurde aber Lehrerin. Als sie mit ihrem Mann ein Kind adoptierte, bestimmte das Jugendamt: Mütter bleiben zu Hause. Mit ihrem Sohn auf dem Schoß fielen ihr die ersten Sätze zu Paule ist ein Glücksgriff (1985) ein. Ihr Ausweg aus dem Hausfrauendasein. Sie fand einen Verlag, schrieb weiter, mehr als 100 Bücher, mehr als fünf Millionen Verkäufe, eine dererfolgreichsten Schriftstellerinnen Deutschlands. Die »deutsche Astrid Lindgren« wird sie manchmal genannt: »Eigentlich Quatsch«, sagt sie, »aber ein schönes Kompliment.« In ihren Büchern finden Kinder Geschichten, in denen sie ernst genommen werden, die ihnen Themen wie Mobbing, Depressionen und Flucht zutrauen – und die spannend sind, tröstend und schön. Gerade ist Boies neuer Roman Dunkelnacht erschienen, die Geschichte dreier Jugendlicher in den letzten Kriegstagen im April 1945.