Kommt es vor, dass Musik Sie zum Weinen bringt, Natalie Merchant?

Die amerikanische Sängerin im Interview ohne Worte über merkwürdige Bandnamen, ihre Freundschaft zu Michael Stipe und eine mögliche zweite Amtszeit von Donald Trump.

Geboren: 26. Oktober 1963 in Jamestown, New York 
Beruf: Sängerin, Songschreiberin
Ausbildung: Einzelhandel, Arbeit mit behinderten Kindern (abgebrochen)
Status: Seelenkundlerin

Es gibt Menschen, die fühlen sich beim Sagen Sie jetzt nichts-Termin wie zu Hause. Vor allem Leute vom Fernsehen: Alles klar, wo ist die Kamera, Licht passt, wunderbar, los geht’s. Und dann gibt es Menschen, denen die Idee erst mal etwas obskur erscheint. Fotos, ich? Die US-Amerikanerin Natalie Merchant steht seit vierzig Jahren auf der Bühne, aber fröhliche Posen waren nie ihr Ding. Schon als Sängerin der Folk-Pop-Band 10,000 Maniacs suchte sie eher nach dem Wahren, Schönen, Guten – auf den Spuren von Patti Smith, ­deren Klassiker Because The Night zum größten Hit der Band wurde. Und als Solistin erzeugt Merchant auf der Bühne sehr gern auch ganz verhaltene Momente. Mal einem Ton hinterherlauschen, mal eine melancholische Songzeile stehenlassen und abwarten, was sie mit den Zuhörern macht. Merchant-Konzerte können Andachten sein. Vor wenigen Wochen ist ihr neues Album Keep Your Courage er­schienen, das erste nach sechs Jahren Pause. Und dann also diese Anfrage: Ob sie für so ein deutsches Magazin bitte mal ein paar Antworten nur in Bildern … ? Und siehe da, jetzt, mit fast sechzig Jahren, lässt sie sich auf den Spaß ein. Tanzt, lacht, legt sich sogar auf den Boden, dann verabschiedet sie sich mit einem leichten Kopfschütteln und einem Lächeln. Ungewohnt irdisch. Wie schön.