MIt welchen Blick gucken Sie morgens in den Spiegel?

Der SPD-Kanzlerkandidat Olaf Scholz im Interview ohne Worte über das Hamburger Lebensgefühl, den Abschied von Angela Merkel und die Pose, mit der er in die Geschichte dieser Serie eingehen will.

Geboren: 14. Juni 1958 in Osnabrück
Beruf: Politiker, derzeit Vizekanzler
Ausbildung: Jurastudium in Hamburg 
Status: Ja, ich will

Lange wurde Olaf Scholz belächelt, weil er der Einzige zu sein schien, der sich als künftiger Bundeskanzler sah. Mitte Juli stand er dann in Wanderstiefeln neben Markus Söder im überfluteten Berchtesgadener Land und versprach Hilfe, kann er ja als Finanzminister. Und Ende Juli überholte er laut einer YouGov-Umfrage Armin Laschet und Annalena Baerbock in der Kanzlerfrage: 20 Prozent der Befragten würden da Scholz wählen, 15 Prozent Laschet, 13 Prozent Baerbock. Sicher, Scholz hat Fehler gemacht, Cum-Ex, Wirecard, der G20-Gipfel in Hamburg, aber die liegen weiter zurück als die Fehler seiner Herausforderin und seines Herausforderers. Außerdem feiert er kleine Erfolge mit seiner Initiative für eine globale Mindeststeuer. »Gerechtigkeit ist bis heute mein Kernmotiv«, sagte er in einem Brigitte-Talk auf die Frage, wie sich der Scholz von heute mit dem jungen Scholz verstünde. Der junge Scholz hatte wilde braune Locken, trat mit 17 in die SPD ein und wollte die kapitalistische Ökonomie überwinden. Später im Talk fragte eine der Interviewerinnen, ob seine Frau weiterarbeite, wenn er Kanzler würde. Scholz ist seit 1998 mit der brandenburgischen Bildungsministerin Britta Ernst verheiratet. Er kontert, die Frage zeige, dass es in unserer Gesellschaft noch nicht weit her sei mit der Gleichstellung. Punkt für ihn.