Sagen Sie jetzt nichts, Roland Kühnlein

Ein Interview, bei dem ein Gehörloser nichts sagt und doch alles verrät.

Im Grönemeyer-Song Musik nur, wenn sie laut ist geht es um ein gehörloses Mädchen. Mögen Sie richtig laute Musik?

Sie haben zwei schwerhörige Töchter. Haben Sie sich schon mal gewünscht, die beiden wären mit vollem Gehör geboren worden?

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Wie schauen denn Passanten in der Fußgängerzone, wenn Sie mit Ihren Töchtern in der Gebärdensprache sprechen?

Und wie reagieren Sie darauf?

Sagen Sie mal, Herr Kühnlein, hat Ihnen schon mal jemand gesagt, dass Sie große Ähnlichkeit mit Jack Nicholson haben?

Besitzen Sie eigentlich ein Handy?

Herr Kühnlein, vielen Dank für das Interview. Was heißt »Vielen Dank« in der Gebärdensprache?

Name: Roland KühnleinGeboren: 18. Oktober 1956 in Memmelsdorf, Bayern Beruf: KartografAusbildung: Ausbildung zum Kartograf im Bayerischen Landesamt für Vermessung und Geoinformation in MünchenStatus: Deutschlands Antwort auf Jack NicholsonRoland Kühnlein weiß nicht, wie sich eine Polizeisirene oder die Stimme Tom Burows in den Tagesthemen anhört. Baustellenlärm nimmt er nur wahr, wenn ein Presslufthammer neben ihm den Boden erbeben lässt. Kühnlein ist einer von etwa 80000 Gehörlosen in Deutschland. Trotzdem meidet er das Wort »Behinderung«. Er sagt in der Gebärdensprache: »Ich bin ohne Gehör geboren worden. Wie kann ich etwas vermissen, was ich nie kennengelernt habe?« Zurzeit tourt der 50-Jährige mit seiner Theatergruppe »Toe Show« durch Deutschland. Er spielt den George Dandin in Jean-Baptiste Molières gleichnamiger Komödie. Gastspieltermine unter www.gehoerlosentheater.de.