Wie erwachsen fühlen Sie sich, Lisa Wagner?

Die Schauspielerin im Interview ohne Worte über ihre schlimmste Modesünde, die Lage der Nation und wie es sich anfühlt, Beate Zschäpe zu spielen.

Geboren: 22. April 1979 in Kaiserslautern
Beruf: Schauspielerin
Ausbildung: Bayerische Theaterakademie August Everding
Status: Hemdsärmelig

Ihr Naturell sei nicht zu unterdrücken, schrieb ein Kritiker über Lisa Wagner. Das war 2008, sie spielte Leonore in Schillers Die Verschwörung des Fiesko zu Genua am Residenztheater in München. Besser kann man es nicht sagen, denn es ist ja paradox, gleichzeitig stets sehr wiedererkennbar und jemand ganz anderes zu sein. Ihr Naturell also, was ist das? Sie erscheint demjenigen, der sie nicht persönlich erlebt, sondern über ihre Rollen erfährt (die Tochter der Gurkenköni­gin im denkwürdigen Polizeiruf 110 mit Susanne Lothar, die Pflichtverteidigerin im denkwürdigen Münchner Tatort mit dem Titel Nie wieder frei sein, die Journalistin in Weissensee, Kommissarin Heller, Beate Zschäpe und zuletzt Manu Frotzke in Die Wespe), als unerschrocken. Als jemand, der die Klappe nicht hält, auch nicht, wenn es besser wäre. In einem Interview sagte sie, so sei vor allem Kommissarin Heller, sie selbst aber versuche, »ein weniger impulsiver, instinktgeleiteter Mensch als sie zu sein, und überlege mir sehr gründlich, das Auto eines Kollegen zu schrotten, nur weil er lügt. Winnie stößt einfach lieber Menschen vor den Kopf, als ich es tue«. Ab dem 24. März wird ein neues Stück von Yasmina Reza am Residenztheater uraufgeführt: James Brown trug Lockenwickler. Lisa Wagner spielt die Psychiaterin, die die Eltern ihres Patienten ziemlich vor den Kopf stößt.