Wie geht es Ihnen unmittelbar nach einem großen Konzert, Simon Rattle?

Der Dirigent im Interview ohne Worte über seine Frisur, seine Lieblingsbeschäftigung als Kind und die Frage, wie tief Musik ihn berühren kann.  

Geboren 19. Januar 1955 in Liverpool
Beruf Dirigent
Ausbildung Studium Klavier, Schlagzeug und Orchesterleitung an der Royal Academy of Musicin London 
Status You’ll never walk alone

Manchmal schlägt das Leben schöne Bögen, und man übernimmt nach vielen Stationen noch die eine Aufgabe, die so etwas wie die Vollendung ist. Simon Rattle war 15, als er in seiner Heimatstadt Liverpool das Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks unter der Leitung von Rafael Kubelík mit Beethovens Neunter hörte. Das Konzert, sagt er heute, habe sein Leben verändert – diese Nähe und Verbundenheit des Dirigenten mit seinem Orchester habe er nie vergessen. Im September 2023 wurde er Chefdirigent der Münchner, nach 18 Jahren beim City of Birmingham Symphony Orchestra, 16 Jahren bei den Berliner Philharmonikern, sechs Jahren beim London Symphony Orchestra. Als er die Münchner zum ersten Mal dirigierte, sagte er im Interview mit einem britischen Klassiksender, habe er ihnen die Geschichte erzählt. In der vordersten Reihe sei ein Geiger aufgestanden und habe sich gefreut, er sei in Liverpool dabei gewesen, er habe da gerade beim Orchester angefangen. Dass Simon Rattle überhaupt zur Musik kam, das betont er oft, sei seiner neun Jahre älteren autistischen Schwester zu verdanken, die Partituren aus der Stadtbibliothek lieh und ihm mitbrachte, als er noch ein Kind war. Seine zweite Saison in München stimmt er am 26. und 27. September mit der Matthäus-Passion ein.