Die zehn besten Van-Morrison-Anekdoten

Wie brachte Van Morrison den Labelchef von Warner Brothers gegen sich auf? Was geschah bei seiner Session mit Rory Gallagher? Wie entkam er dem Knebelvertrag mit seinem früheren Musikverlag? Zehn Episoden aus dem Leben eines großen Exzentrikers.

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1.
Bevor »Brown-Eyed Girl« zum Hit wurde, war Van Morrison so knapp bei Kasse, dass er nicht mal eine eigene Gitarre besaß. Für einen Auftritt in Belfast lieh er sich vom Bruder eines Bandkollegen eine teure Gibson. Betrunken und schlecht gelaunt, zerschlug er die Gitarre nach der letzten Nummer auf dem Bühnenboden. »Why did you do that?«, fragte der erschütterte Besitzer. Morrisons Antwort: »That’s art, man.«

2.
1976 bekommt Morrisons englischer Manager eine Postkarte von dem in Kalifornien lebenden Star, mit der Zeichnung eines Hauses und dem Auftrag: »Find me this house.« Durch Zufall findet der Manager tatsächlich in London ein Haus, das genauso aussieht wie auf der Karte. Morrison reist nach London und fährt direkt in sein neues Haus. Nach einem kurzen Rundgang macht er auf dem Absatz kehrt, fährt zum Flughafen zurück und fliegt wieder nach Amerika: Das Karma des Hauses sei nicht gut gewesen.

3.
Nach dem gemeinsamen Album Irish Heartbeat geht Morrison mit der Folkband The Chieftains auf Tour. Beim Konzert in der Royal Albert Hall nerven ihn die Ansagen von Chieftains-Leader Paddy Moloney. Morrison lässt ihm ausrichten, er dürfe ab sofort auf der Bühne nichts mehr sagen – worauf Moloney zwischen den Stücken extra lange herumplaudert. Morrisons Rache: Als Moloney für einen Gesangspart nach vorne kommen will, versperrt Morrison den Weg und lässt Moloney nicht in die Nähe des Mikros kommen. Nach dem Stück ruft er der Gruppe zu: „»ou fucking Chieftains. I’m fed up carrying you fuckers« und stürmt von der Bühne.

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4.
Als sich Morrison 1992 in die ehemalige Schönheitskönigin Michelle Rocca verliebt, taucht er zum ersten Mal in seiner Karriere in den Klatschspalten auf. Daran missfällt ihm vor allem, dass man ihn allerorten als »Rockstar« bezeichnet. 1994 protestiert er in einem Leserbrief an den Sunday Independent gegen diese Bezeichnung. »For the benefit of the unenlightened it is not my nature to be a rock star«, schreibt er. »What I am is a singer who does blues, soul jazz, etc., etc., etc.« Damit es wirklich auch die Letzten kapieren, fügt er an: »In fact, I have never claimed, in any shape or form, to be the above and if anyone would care to do a bit of groundwork they would very easily discover what I have been saying for the last thirty years, that I am not that, and do not believe in it and never have.«

5.
1979 tritt Morrison bei der TV-Show Saturday Night Live auf. Nach der Probe weist ihn sein Manager Bill Graham darauf hin, dass er die gesamte Zeit mit geschlossenen Augen gesungen habe, was im Fernsehen nicht so gut rüberkäme. Morrison dreht sich zu Graham, schließt die Augen und sagt: »Why don't you just do your fuckin' job and I'll do mine?«

6.
1976 wirkt Morrison als Gastmusiker an Bill Wymans Solo-Album Stone Alone mit. Als Wyman das Album mischt, erhält er einen Anruf von Morrisons Anwälten: Van dürfe auf keinen Fall auf dem Album auftauchen, sonst gäbe es eine Klage. Ein paar Monate später treffen sich Wyman und Morrison zufällig bei einem Eric-Clapton-Konzert. Wann denn das gemeinsame Album endlich herauskäme, fragt Morrison. »Van, dein Anwalt hat mir verboten, dich zu verwenden. Ich habe dich runtergenommen«, sagt Wyman. Morrisons Antwort: »Oh.«

7.
Am 23. Dezember 1974 erscheint Morrison im Büro von Joe Smith, seinem  größten Unterstützer bei der Plattenfirma Warner Brothers. Morrison beginnt sofort mit einer Litanei von Fehlern, die sein Label angeblich begangen habe. Smith, der noch Weihnachtsgeschenke kaufen muss, bittet darum, das Gespräch nach den Ferien fortzusetzen. Darauf rastet Morrison aus. »You fucking liar. You’re just like everybody else«, schreit er mit hochrotem Kopf. Er schlägt mit einer Zeitschrift auf Smith’ Schreibtisch – und zerbricht zwei dort liegende Füllfederhalter. Nun verliert Smith die Fassung. Er packt Morrison am Kragen, drückt seinen Kopf auf den Tisch hinunter und brüllt: »You broke my pen set! Get out of here! I don’t ever want to see you again.«

8.
1967 unterschreibt Morrison einen Knebelvertrag mit dem Musikverlag des Produzenten Bert Berns. Um ein Jahr später wieder aus dem Vertrag herauszukommen, muss er dem Verlag 36 Songs überlassen. In einer einzigen Session nimmt er 36 Nonsens-Lieder mit Titeln wie »Blow Your Nose«, »Nose In Your Blow«, »Dum Dum George«, »You Say France And I Whistle« und »The Big Royalty Check« auf.

9.
1976 lädt Morrison den irischen Bluesgitarristen Rory Gallagher zu gemeinsamen Aufnahmen ein. Gallagher fühlt sich geehrt, sagt sogar ein Konzert ab. Morrison verschwindet jedoch nach kurzer Zeit aus dem Studio. Gallagher glaubt, er sei essen gegangen und wartet bis vier Uhr morgens. Am nächsten Tag erfährt er, dass Morrison zum Flughafen gefahren und nach Amerika geflogen ist.

10.
Ende 1966, bei der US-Tour seiner Band Them, lernt Morrison seine spätere Frau Janet Planet kennen. Nach Ende der Tour kehrt er nach Europa zurück, sie bleibt in Kalifornien. Das verliebte Paar kann ein Jahr lang nur per Brief kommunizieren, weil beide sehr wenig Geld haben. Eines Tages erhält Janet einen Brief, in dem Morrison von seinem neuen Song »Brown-Eyed Girl« berichtet. Dieser potenzielle Hit, so hofft er, werde es ihm ermöglichen, zurück nach Amerika zu kommen. Wenn der Song zum ersten Mal im Radio ertönt, schreibt er, sei das ihr Signal dafür, dass alles besser werde. »I sat there in Marin county«, hat Janet Planet später erzählt, »turned on my AM radio and listened every day. And then one day there it was.«