Was Stars vor Gericht tragen? Auf der Anklagebank: unschuldiges Weiß natürlich. Das wussten schon Lindsay Lohan, Naomi Campbell und Winona Ryder, die den Look gleich mehrfach vorführen durften. Im Detail: möglichst spießig. Kleid mit Bubikragen, Hosenanzug, Kostüm plus Faltenrock (Ryder). Haare: sauber hochgesteckt (Campbell) oder mit einem »ich schwöre ich kann keiner Fliege was zu Leide tun«-Haarreif aus dem Gesicht gekämmt (Ryder). Bringt alles keinen Freispruch, aber vielleicht weniger Sozialstunden, damit das hübsche weiße Dress nicht so schmutzig wird.
Und die Star-Anwältin? Die ja eisern und nicht so Ally-McBeal-verpeilt rüberkommen muss, wenn sie ihre Klienten rausboxen soll? Trägt Rüstung. Dunkles Kostüm, breite Schultern, gestärkter Kragen und natürlich: »Court Shoes«, wie die klassischen, eher spießigen Pumps im Englischen genannt werden. Im Idealfall wollen dann alle Parteien möglichst wenig Zeit mit der Dame verbringen und geben ihr, was sie verlangt.
Auftritt: Laura A. Wasser. Bekannteste Scheidungsanwältin der Welt, die schon Maria Shriver, Heidi Klum und Johnny Depp vertreten hat und aktuell zum zweiten Mal Angelina Jolie trennt, nach Billy Bob Thornton jetzt von einem gewissen Brad Pitt. Schon Wassers Vater war Scheidungsanwalt von Tom Cruise und auch sonst wurde ihr das Gesetz quasi in die Wiege gelegt: Der Legende nach wurde sie in der Nacht gezeugt, in der ihr Vater sein Staatsexamen bestand, ihre Anfangsbuchstaben ergeben also nicht zufällig L.A.W. Die erste Scheidung, die sie vollzogen hat, war übrigens ihre eigene.
Die 48-Jährige gilt als knallhart – sieht dabei aber nicht die Spur defensiv, sondern vor allem umwerfend aus. Ihre Arbeitsuniform besteht aus ärmellosen Kostümen, selten in schwarz, Etui-Kleidern, gern auch mal mit Leoprint-Futter, Prada- oder Balenciaga-Handtasche in Foulder-Größe und Louboutin-Killerheels. Sie trägt die Haare meist offen, immer Lippenstift und, wie sie dem Magazin »Porter« kürzlich verriet, nie Strumpfhose. Wir sind hier schließlich in Hollywood, wo die Sonne scheint und der Spray-Tan fließt.
Überhaupt erfährt man relativ viel über ihre Pflegeroutine: Freitags kommt das mobile Nagelstudio ins Büro, dann werden Anrufe über die Freisprechanlage geführt und nur ausnahmsweise Flip Flops getragen. Selbst ihre zwei Schwangerschaften hat diese Frau in 12-Zentimeter-Absätzen absolviert. Dagegen ist eine 10-Millionen-Dollar-Scheidung natürlich ein Spaziergang.
Warum Wasser das alles preisgibt? Erstens: Weil sie es sich leisten kann. Zweitens: Womöglich damit sie weniger über ihre berühmten Klienten erzählen muss. Da ist sie nämlich ungleich diskreter. Wie gut Brad Pitts Vaterqualitäten sind? Ob Angelina Jolie wirklich so die Hosen anhat, wie ein ehemaliger Sicherheitsbeamter ausplauderte? Wassers Lippen bleiben fest versiegelt, vorzugsweise mit Lip Balm von »By Terry«. Hierzulande gelte so viel »Beauty-Talk« als höchst oberflächlich, in Los Angeles dagegen signalisiert er eher: »Eine von uns!« Man erfahre in den Sitzungen viel darüber, wofür die Leute ihr Geld ausgeben, hat Wasser in einem Interview mit der deutschen Vogue einmal gesagt. »Aber dafür habe ich viel Verständnis, aus eigener Erfahrung weiß ich, Designerschuhe, gute Facials und Spraytans sind teuer.« Ihr Stundenlohn: um die 600 Euro.
Wer sich das nicht leisten kann, vielleicht aber irgendwann auch einen Scheidungsanwalt braucht – nächstes Jahr will Wasser eine eigene Mobile-App auf den Markt bringen. »It’s over easy«, die Leuten ohne Anwalt Zugang zu Scheidungs- und Mediations-Beistand geben soll. Für alle, überall. Gern auch im Nagelstudio.
Wird getragen von: Hollywood-Anwältinnen und anderen Power-Frauen
Typischer Instagram-Kommentar: Die ist mit allen Wassern gewaschen!
Das sagt Angelina: Einmal wie immer, Laura
Das sagt Brad: Ich geh dann mal baden
Foto: Gettyimages /Kevork Djansezian