Zuletzt trat Billie Eilish beim »We Can Survive«-Benefizkonzert in Los Angeles auf – zusammen mit weiteren Popstars der Stunde wie Taylor Swift, Lizzo, Camila Cabello oder den Jonas Brothers. Dass ihr neongrünes Bühnenoutfit eine medizinische Komponente enthielt, wird dabei den wenigsten aufgefallen sein.
Der Stil der 17-jährige Eilish, eine futuristische Verbindung von Einflüssen aus der Emo-, Hip-Hop- und Skate-Kultur, ist unverkennbar. Die wichtigsten Komponenten: Hosen und Shirts im Baggy-Style (mit Prints, die von Animé-Charakteren bis Graffiti-Signés reichen), viel Neon- und andere Knallfarben, Logos, haufenweise Schmuck, auffällige Sneakers und Accessoires, die von der gestrickten Sturmhaube über bedruckte Halstücher, und futuristische Sonnenbrillen bis zu einem um den Knöchel gebundenen Gucci-Kissen reichen können.
Natürlich sind all diese Äußerlichkeiten – inklusive ihres Make-ups, der gebleichten Haare und leuchtenden Kunstnägel – bis ins Detail inszeniert, und doch wirkt ihr Look irgendwie authentischer als die glattgebügelte Oberfläche von Zeitgenossinnen wie etwa Kylie Jenner. Der größte Unterschied mag der Grad der Freizügigkeit sein: Während Jenner erst kürzlich mit (Ex-?)Freund Travis Scott im Playboy posierte, zeigt sich Billie Eilish ausschließlich in Schlabberlooks (auch wenn sie kürzlich ankündigte, das mit 18 möglicherweise zu ändern). So will sie potentielle Bodyshamer von Vornherein ausschalten – und dafür hat Eilish allen Grund: Als ein Foto von ihr im engen Tanktop im Internet auftauchte, wurden das und ihre Oberweite umgehend zum Trending Topic auf Twitter. »Ich will nicht, dass die Welt alles über mich weiß. Ich meine, das ist der Grund, warum ich Baggy-Klamotten trage. Niemand kann eine Meinung darüber haben, denn sie haben nicht gesehen, was darunter steckt«, sagt sie im Kampagnenvideo für Calvin Klein.
Mit ihren selbstgewählten, eigenwilligen Outfits und ihrer Musik, die offen Ängste, Depressionen und Gefühle von Verlorenheit thematisieren, ist Eilish nicht nur zur Modeikone mit erfolgreicher eigener Merch-Linie und einer Kollektion für das Luxuslabel MCM geworden, sondern zur Identifikationsfigur für ganze Teile der Generation Z. Trotz ihrer Verletzlichkeit wirkt sie dabei nach außen hin meistens kühn und stark – so auch in ihrem Umgang mit ihrer Gesundheit. Schon während ihrer Europatour im Februar zog Eilish sich Verletzungen in den Schienbeinen zu, am Tag ihrer größten Show in ihrer Heimatstadt L.A. einen verstauchten Knöchel. Doch Eilish macht weiter – mit Schiene. »Ich sage nie, wenn etwas weh tut. Ich beschwere mich nicht. Ich mag es nicht, kompliziert zu sein. (…) Ich weine nicht. Niemals«, sagte sie der Elle.
Ob das aus medizinischer Sicht der weiseste Rat ist, ist durchaus fraglich, stilistisch hat sie die Verletzungsstabilisation aber top umgesetzt. Eilishs schwarzer Stützschuh wirkt wie eine Mischung aus den selbstschnürenden Nike-Sneakers von Marty McFly aus Zurück in die Zukunft II und den aktuellen Utility Boots mit dicker Plateau-Sohle und kniehohem Schaft von Labels wie Bottega Veneta. Und ist damit mal wieder ultimativ zeitgemäß.
Wird getragen mit: Schmerztabletten
Wird getragen von: Marty McFly, Krankgeschriebenen, trendfolgenden Combat-Boot-Trägern
Outfit-Partnerin in Crime: Mariah Carey, die eine zeitlang wegen einer Armverletzung eigens angefertigte Trageschlingen aus Glitzer und Plüsch trug