Der Kofferträger

Ungewohnter Anblick: Am Flughafen Miami schleppte ein Mann seinen Koffer, anstatt ihn zu ziehen. Da es sich um Popstar Harry Styles handelte, stellt sich die Frage: Geht die Ära des Rollkoffers dem Ende entgegen?

Bekannt wurde Harry Styles, hier am Flughafen von Miami, als Mitglied der Boygroup One Direction. Mit seinem ersten Solo-Album hatte er danach einen Riesenhit, das ist nun aber auch schon wieder zwei Jahre her. 

Foto: Media Agency

In der Beliebtheitsskala modernen Großstadtsounds kommen Rollkoffer gleich nach gurrenden Tauben. Wer ohnehin schon Flugscham hat, fühlt sich beim lauten Rumpeln über den Asphalt jetzt doppelt schlecht, weil er seine Umwelt auch noch akustisch schwer belastet.

Vom »Handling« her sind Rollkoffer allerdings unschlagbar. Selbst 24-Kilo-Monster gleiten auf vier Rädern geschmeidig durch die Gegend, sofern der Bodenbelag einigermaßen glatt ist. Mit praktischen Argumenten kommt man also nicht weiter, aber vielleicht mit ästhetischen: In der Mode geht es schließlich immer noch selten um Bequemlichkeit, sondern vor allem um die Pose. Das könnte ausnahmsweise die Rettung sein!

Auftritt: Harry Styles. Als Sänger ist er ohnehin klangsensibel, als Werbefigur von Gucci mittlerweile voll auf dem stilistischen Kurs von ebenfalls-Gucci-Ikone Elton John. Der Mann hat also herzlich wenig übrig für Dinge, die alle anderen schon tragen oder ziehen. Schwarzer Koffer? Viel zu gewöhnlich und unbunt, außerdem läuft man immer Gefahr, statt dem eigenen teuren Zeug aus Versehen die Maxi-Toblerone und sonstige Duty-Free-Mitbringsel von jemand anderem mit nach Hause zu nehmen.

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Natürlich trägt Styles hier nicht irgendeinen Koffer. Es ist ein Luxusmodell mit Mickey Mouse Monogramm

Der 25-jährige Engländer hatte also neulich am Flughafen statt einer der üblichen Kunststoff-Schleudern einen ledergerahmten Koffer dabei. Und natürlich zog er ihn nicht hinter sich her, sondern trug ihn mit der linken Hand. Heißt ja schließlich: Handgepäck. Wo Ryanair sowieso schon alles verbietet oder kostenpflichtig macht, könnten sie eigentlich mal vorschreiben, dass Handgepäck gefälligst in der Hand zu tragen sei. Wer das nicht schafft, überschreitet ganz offensichtlich die Zehn-Kilo-Obergrenze – geniale Kontrolle!

Natürlich trägt Styles hier nicht irgendeinen Koffer. Es ist ein Luxusmodell mit Mickey Mouse Monogramm, im wahrsten Sinne ein Vorzeigeobjekt, keines, das man nachlässig hinter sich herzieht wie einen lahmenden Gaul. Wo Fans ihren Idolen doch heutzutage alles nachmachen - Ganzkörpertattoos, Nagelkunst, Man Buns – vielleicht könnten auch Rihanna, Miley Cyrus, Gareth Bale und Helene Fischer bitte sofort aufs Handköfferchen umsteigen. Nebenbei hätte man dann am Gate das Gefühl, Reisen sei noch so glamourös wie früher, bevor die Koffer rollen lernten und die Fluggesellschaften die doppelte Zahl von Sitzreihen in die Maschine quetschten.

Zugegeben, mehr als Zahnbürste, Aufladekabel und Pyjama darf in so einem hübschen Show-Gepäck eigentlich nicht drin sein. Allein das Eigengewicht liegt wahrscheinlich deutlich über dem von vollgepackten Jutebeuteln oder den extraleichten Polycarbonat-Modellen. Allerdings kriegt man so das Workout für den tätowierten Bizeps gleich gratis mit dazu. Man muss nur zwischendurch die Seite für gleichmäßige Belastung wechseln. Wahrscheinlich hat Madonna längst die XL-Version des Mickey-Koffers bestellt.

Wird auch getragen von: Handlungsreisenden, Lösegeldboten
Typischer Instagram-Kommentar: »Der hat ja nicht mehr alle Koffer im Schrank.«
Passender Song: »Suitcase« (Sia)