Neues von den Schröders

Der Altkanzler am Herd, mit selbstgepflückten Blumen und beim Haareschneiden: Soyeon Schröder-Kim wird seit Wochen für die Instagram-Posts aus ihrem Eheleben gefeiert – dabei gibt es dort kaum etwas Ungewöhnliches zu entdecken. Zeit für eine Stilkritik.

Die Blumen sind von Schröder selbst arrangiert. »Bester Mann 🔥🔥🔥«, kommentierte ein Instagram-Nutzer.

Foto: Instagram

Neues aus dem Schröderschen Eheleben: Am vergangenen Sonntag hat Gerhard Schröder seiner Frau Soyeon Schröder-Kim offenbar einen Strauß Blumen »selbst gepflückt und arrangiert«, wie sie mit einem Instagram-Post des strahlenden Ex-Bundeskanzlers und seiner Beute auf dem heimischen Balkon belegte.

Seit Ende März ist Schröder-Kim von der eher sporadischen zur stetigen Posterin auf Instagram mutiert. Auf ihrer neuen Lieblingsplattform hat sie im Wesentlichen drei Themen: Mund-Nasen-Masken, ihr Besuch in der NDR Talkshow Mitte Mai, und, allem voran: Ihr Ehemann und dessen Betätigung in Haushalt und Beziehungsdingen.

In ihren Posts inszeniert Schröder-Kim ihren Göttergatten als fortschrittlichen Frauenunterstützer – und hat es damit in kürzester Zeit auf einen blauen Verifizierungs-Haken, über 10.000 AbonnentInnen und jede Menge mediale Aufmerksamkeit gebracht. Einkaufen, das machen die Schröders selbstverständlich gemeinsam, der Mann ist »souverän an der Bratpfanne« und bringt seiner Frau – auch ganz ohne Anlass – regelmäßig selbstgepflückte Blumensträuße mit. Die Botschaft scheint anzukommen. Zusammen mit fast 2000 Likes tummeln sich unter dem jüngsten Gerd-mit-Blumen-Bild Kommentare wie: »Eine wunderschöne Geste«, »Er ist ein wahrer Gentleman« oder »Sie haben einen unsagbar tollen Mann«. Den ersten Strauß-Post (damals hatte Schröder ihr Kornblumen gepflückt) betitelte Schröder-Kim vor fünf Wochen mit den folgenden Worten: »Blumen kaufen für Ehefrau tut jeder, aber Feldblumen selbst pflücken macht nicht jeder«. Wirklich nicht? Wir sind da anderer Meinung, schließlich zählt die Erkundung der heimischen Flora und Fauna doch bekanntermaßen zu den beliebtesten aller Corona-Beschäftigungen – wie übrigens vieles, was die Schröders so treiben.

Das Urban Gardening hat bei den beiden über die Isolationszeit offenbar derartige Ausmaße angenommen, dass sie sich neben Wildblumen, Lavendel und Olivenbäumchen auf dem Balkon auch eine Kastanie vor dem Herd halten. Und auch die Verfeinerung der eigenen Kochkünste, die Schröder an diesem Herd demonstriert, ist eine weitverbreitete Corona-Beschäftigung. Sogar die »Athleisureisierung« der eigenen Garderobe, die wohl die meisten von uns in Zeiten der zwangsweisen Heimeligkeit durchlebt haben, hat vor dem Ex-Politiker nicht Halt gemacht. 

Wobei Schröders Kleiderwahl dann doch wirklich erstaunlich ist. Wir sprechen hier schließlich von dem nicht gerade uneitlen einstigen Brioni-Kanzler, der neben seiner Vorliebe für italienische Luxus-Anzüge etwa 2002 eine Unterlassungsverfügung gegen die Nachrichtenagentur ddp durchsetzte, damit diese nicht mehr verbreite, dass er sich die Haare färbe oder töne.

Nach seinen Jahren in dunkler Eleganz machte er zuletzt einen kurzen Abstecher als leicht zerknitterter Eiscreme-Dandy, bevor er sich jetzt offenbar ganz dem legeren Ruhestands-Freizeit-Look verpflichtete. Neben Chinos und Polohemden jeglicher Couleur hat sich vor allem die leichte Daunenweste als Schröders neues Lieblingsteil herauskristallisiert, am wohl eindrucksvollsten getragen beim Kartoffelbraten – mit nichts darunter. Das mag ein körperklimatechnisch eher fragwürdiger Fettschutz sein, aber Schröder behält seine Coolness. »Wem es in der Küche zu heiß ist, der sollte nicht Koch werden«, sagt er in einer Folge seines neuen Podcasts »Die Agenda« über die Bürden des Bundeskanzlerdaseins.

In der ersten Folge dieses Podcasts erzählte er außerdem, er vermisse es während des Corona-Isolation, zu arbeiten. Wenn man sich das etwas ziellose Geplätscher des Podcasts so anhört, so ist dieser vermutlich genauso ein Produkt dieser Lockdown-Langeweile wie die Instagram-Aktivitäten seiner Frau.

Aber gut, es sind halt besondere Zeiten. Mit »Corona made me do it« wird sich rückblickend sehr vieles entschuldigen lassen, was wir im Frühjahr/Sommer 2020 so getrieben haben.

Am Ende sind die Schröders mit ihren Arbeitsersatzhandlungen genau das, was sie so zwanghaft versuchen, zu inszenieren: Ganz normale Leute. Mit ein paar tausend mehr auf dem (Instagram-)Konto.

Wird getragen mit: Eigentlich: Atmungsaktiver Base Layer und wind-und-wetterfester Top Layer beim Outdoor-Wochenende; im Falle Schröder: nichts
Wird getragen von: Münchner Trekkingpärchen, Freunden des ausgefuchsten Zwiebellooks (aka Deutschen)
Nicht verwechseln mit: Kim Kardashian und Kanye West – auch hier werden Ehemann und dessen Kleidung nur über ihren Instagram-Account promoted