Das wird noch mal teuer heute Nacht. Wie man seit Trumps aufgedeckten Steuerabgaben weiß, hat er für sein Haar jährlich rund 70 000 Dollar veranschlagt. Und das war nur das Styling als Host der Sendung »The Apprentice« auf NBC. Das erste TV-Duell mit Joe Biden dagegen wird ab 3 Uhr deutscher Zeit unter anderem auf ABC, CBS, CNN, C-SPAN, Fox und NBC übertragen, gerechnet wird mit einer Einschaltquote von bis zu 100 Millionen Zuschauern. Da muss jedes Haar sitzen. Erst recht seitdem die halbe Nation weiß, was er sich dieses Soufflé-Dings kosten lässt.
Wobei sich natürlich die Frage stellt: 70 000 Dollar für Haare. Geht das überhaupt? Oder gar 95 646 Dollar? Der Betrag, der angeblich für Ivanka Trumps Frisuren ausgegeben wurde.
Die Huffington Post startete nach den Hair-Leaks gleich mal eine Blitzumfrage unter Friseuren und Stylisten. Ergebnis: Selbst wenn Trump exzessiv hätte strähnen und färben lassen und noch medizinische Treatments dazu buchte, etwa sogenannte hair plugs, also Haarpropfen, um die Flusen fülliger aussehen zu lassen, sei es verdammt schwer, auf solche Summen zu kommen. Anders sähe es aus, wenn er einen Hairstylisten auf Abruf beschäftige. Dann könne das Jahresgehalt für eine solche Spitzenkraft in New York schnell bei 80 000 bis 100 000 Dollar liegen. Nie im Leben käme man auf die Idee, Donald Trump für irgendetwas zu verteidigen, aber auch Anna Wintour lässt sich jeden Morgen den Beton-Bob richten. Lady Di beschäftigte für ihre »Problem-Wirbel« den Star-Stylisten Sam McKnight. Kurzum: Auch wenn das Ergebnis vor allem auf Rollfeldern dieser Welt meistens nicht danach aussieht – es darf davon ausgegangen werden, dass Trump ebenfalls eine ständige Fachkraft zur Hand hat.
Das rückt natürlich den Shitstorm, den die demokratische Abgeordnete Alexandria Ocasio-Cortez vergangenes Jahr aus dem republikanischen Lager kassierte, in ein völlig neues Licht: Sie hatte sich einen Schnitt und Strähnchen für unglaubliche 250 Dollar geleistet. Das könnte sie jetzt noch locker 280 Mal machen, um mit Trumps Haar-Instandhaltung gleichzuziehen.
Wie viel also darf Politiker-Haar kosten? Gute Gene, altersbedingter Haarausfall und persönliches Stylingtalent mal außen vorgelassen. Gerhard Schröder ging bekanntlich zum Star-Friseur Udo Walz, allerdings fiel bei ihm ja das Färben weg, wie wir noch aus der sogenannten Schläfen-Affäre wissen. Da hatte Walz eidesstattlich versichert, dem Kanzler »Nie die Haare gefärbt zu haben.« Und Färben ist ja, wie ebenfalls die meisten schmerzlich wissen, das teuerste am Friseurbesuch.
Frau Merkel geht auch zu Udo Walz, allerdings nur einmal im Monat, wie er der Welt vor einigen Jahren einmal erklärte. Mit Waschen, Legen, Föhnen, Schnitt und Strähnen gehe es dort aktuell bei »etwa 180 Euro« los, heißt es aus dem Salon am Ku‘Damm. Auch bei Ursula von der Leyen dürfte es kaum weniger sein. Zumal sie nicht zum Friseur geht, sondern der Friseur, zumindest früher in Berlin, zu ihr kommt. Wenn dann natürlich so ein perfekt sitzendes Stufenkonstrukt herauskommt, lässt sich das der Steuerzahler sicher gern etwas kosten. Hier wird ja schließlich ein Land oder gar Kontinent repräsentiert. Und schlecht sitzende Haare haben wir während des Lockdowns nun wirklich genug gesehen.
Jetzt hätten wir am Ende fast François Hollande vergessen. Der ehemalige französische Präsident hatte ja auch schon mal so ein trumpsches Haarproblem. 2016 wurde bekannt, wieviel sein damaliger Élysée-Friseur verdient; auf Staatskosten naturellement. 9895 Euro im Monat waren es genau. Aufs Jahr hochgerechnet also 118.740 Euro.
Typischer Instagram-Kommentar: »Washington. 9 Uhr abends. Perfekter Halt: Drei Wetter Taft«
Das sagt der Friseur von nebenan: »Ich mach’s dir für die Hälfte.«
Passender Song: »Es gibt Reis (Schüttel dein Haar für mich)«, Helge Schneider