Her mit den guten Nachrichten

Kriege, Krisen, Katastrophen – kann das wirklich alles sein? Unsere Lösungskolumnistin hat am Ende eines schwierigen Jahres die Neuigkeiten zusammengestellt, die ihr Hoffnung machen.

Der Weißstorch fühlt sich inzwischen wieder so wohl in Bayern, dass etliche Paare auf den beschwerlichen Flug nach Süden verzichten und hierzulande überwintern.

Foto: ddp

1. Kindern geht es besser

Die Kindersterblichkeit ist weltweit niedriger als jemals zuvor. Immer noch kommen jedes Jahr Kinder aufgrund vermeidbarer Ursachen ums Leben, zum Beispiel wegen Verschmutzungen im Trinkwasser. Aber immerhin: Gegenwärtig sterben laut Unicef weniger als halb so viele Kinder unter fünf Jahren wie Anfang der 1990er Jahre. Die Zahl ging von 12,5 Millionen Sterbefällen bei Kindern unter fünf Jahren im Jahr 1990 auf nun 5,2 Millionen zurück, obwohl auf der Erde inzwischen sehr viel mehr Menschen leben als vor 30 Jahren. Unicef führt den Rückgang unter anderem auf bessere Gesundheitsversorgung, bessere Nahrung, Trinkwasser- und Sanitärversorgung sowie Impfungen und Schutz vor Krankheiten zurück. Ninja Charbonneau, die Unicef-Pressesprecherin für Deutschland, betont: »Wir haben unfassbar viel erreicht, und daran sehen wir, dass die Maßnahmen, die bisher getroffen wurden in den letzten Jahrzehnten, Wirkung zeigen.«

2. Natur als Menschenrecht

Meistgelesen diese Woche:

Die Vereinten Nationen haben das Recht auf eine saubere, gesunde und nachhaltige Umwelt als eigenständiges Menschenrecht anerkannt. 161 Staaten stimmten für diese historische Resolution, die dabei helfen wird, »ökologische Ungerechtigkeiten zu verringern«, wie UN-Generalsekretär Antonio Guterres nach der Abstimmung im Juli sagte.

3. Das Ozonloch schrumpft

Apropos gesunde Umwelt: Das Ozonloch wird beständig kleiner. Die Menge der ozonschädigenden Stoffe in der Stratosphäre hatte sich schon bis Anfang 2022 halbiert und ist in diesem Jahr unter den Wert gefallen, der gemessen wurde, als man das Ozonloch erstmals bemerkte. Na also, es geht doch!

4. Das All wird entrümpelt

Wenn wir schon dabei sind, nach oben zu schauen: In diesem Jahr hat das James-Webb-Teleskop nicht nur beeindruckende Bilder vom All und den etwa 6500 Lichtjahren entfernten »Säulen der Schöpfung« eingefangen. Der Weltraum soll bald auch entrümpelt werden. Von den mehr als 10.000 Satelliten, die um die Erde kreisen, funktioniert nämlich die Hälfte nicht mehr. Eine Art fliegender Staubsauger names Clearspace 1 soll ab 2025 im All aufräumen.

5. Aufschwung bei erneuerbaren Energien

Wir haben in Europa in diesem Jahr mehr Strom aus Wind und Sonne produziert als je zuvor. Zwischen März und September stammte fast ein Viertel der Elektrizität in der EU aus Solar- und Windkraft, in Deutschland gar fast ein Drittel! Gleichzeitig sind die CO2-Emissionen der deutschen Wirtschaft weiter zurückgegangen, und ab 2030 will die EU nur noch klimaneutrale Neubauten erlauben. Auch weltweit gewinnen immer mehr Länder ihre Energie aus erneuerbaren Quellen; die Tage der Kohle sind gezählt! 

6. Wir können uns mehr leisten als früher

In diesem Jahr ist alles teurer geworden: Essen, Kaffee, Benzin, Mieten. Tatsächlich aber täuscht das Gefühl, zumindest wenn man die Perspektive etwas ausweitet: Im Durchschnitt können wir uns in Deutschland heute mehr leisten als vor 50 Jahren, da unsere Kaufkraft stärker gestiegen ist als die Preise es sind. Konkret: 1970 mussten wir 20 Minuten für ein Päckchen Butter arbeiten, heute sind es im Schnitt nur noch acht.

7. Frauen schaffen es häufiger in Führungspositionen

Der Gender Gap ist in Deutschland laut der Stiftung Weltwirtschaftsforum ein bischen kleiner geworden. Der Anteil der Managerinnen in Vorständen ist von 13 auf 14,7 Prozent gestiegen, auch dank der Frauenquote. Und erstmals gibt es mehr Richterinnen als Richter an europäischen Gerichten.

8. Mehr Störche und weniger Tierquäler

Bisher konnten Tierquäler den Staat austricksen und sich mittels eines simplen Umzugs einem gegen sie ausgesprochenen Tierhaltungsverbot entziehen. In diesem Jahr hat Deutschland ein bundesweites Register für Tierhaltungs- und Betreuungsverbote beschlossen. Das heißt: Wenn jemand als Tierhalter straffällig wurde, wird das auch in anderen Bundesländern gemeldet.

Außerderm gibt es in Bayern in diesem Jahr zum ersten Mal seit Langem wieder mehr als 1000 Weißstorch-Brutpaare. Auch wenn uns der jüngste Report des WWF in aller Brutalität klarmachte, dass der Planet seit den 1970er Jahren fast 70 Prozent der wilden Tiere verlor, gibt es doch auch erfolgreiche Anstrengungen, der Ausrottung entgegenzusteuern: So hat sich die Weltartenkonferenz darauf geeinigt, den Handel mit dem Horn von Nashörnern weiterhin zu verbieten und erstmals 60 Haiarten unter Schutz zu stellen. Daneben wurde gemeldet, dass sich unter anderem der Thunfischbestand erholt hat.

9. Medizinische Durchbrüche

Die Impfungen haben in diesem Jahr etwa 20 Millionen Covid-Tote verhindert. Die USA haben ein Medikament zugelassen, das Diabetes verzögern kann. Die ersten Tests mit einer Anti-Krebs-Pille waren erfolgreich, und eine Berliner Neurologin erprobt eine potenzielle Therapie für die bisher unheilbare Muskeldystrophie. Die vielleicht allerbeste Nachricht: Kuscheln hilft gegen vieles – laut Forschern der Michigan State University sogar gegen geschädigte Herzmuskeln. Ich würde das hiermit auf jeden Fall schon mal vorbeugend verschreiben.