Lucy Redler (17.8.1979, Hann. Münden) Volkswirtin, Journalistin, Politikerin, Trotzkistin.
Ein Gespenst geht um in Berlin, ein auffallend hübsches noch dazu. Allerdings mag sie es nicht, wenn man das schreibt. Sobald man ihren Namen in Oskar Lafontaines Gegenwart fallen lässt, treten bei ihm, so heißt es, die Schlagadern aus dem nicht vorhandenen Hals hervor. Auch bei Gregor Gysi würden sich die Haare aufstellen, wenn er denn noch welche hätte. Und alles nur wegen eines entzückenden Gesichts, das Lucy heißt und so eloquent ist, dass es die beiden Polit-Haudegen gleichzeitig an die Wand reden kann. Bei ihr fusionieren das Kämpferische und das Kokette, das Aggressive und das Adrette. Selten war Sozialismus so sinnlich. Ja, schon klar, sie mag das nicht, sie fühlt sich dabei diskriminiert. Bei männlichen Politikern, sagt sie, schreibt ja auch keiner übers Aussehen. Stimmt! Hier also ein paar Zeilen Gleichberechtigung: Björn Engholm, was für ein schöner Mann! Und Helmut Schmidt, bei dem die Ladys aus der Redaktion noch heute glänzende Augen bekommen. Walther Leisler Kiep, der früher fast so blendend aussah wie Sky Dumont heute. Österreich ist zu beneiden um seinen adretten Finanzminister Karl-Heinz Grasser. In Italien präsidiert Riccardo Illy über Venetien und Friaul, ein Mann wie geschaffen für eine Gucci-Kampagne. Und dann erst Amerika: Clinton! Kennedy! Clint Eastwood! Okay, der war bloß Lokalpolitiker in Kalifornien, aber viel mehr ist Lucy Redler ja auch noch nicht. Als Chefin der Berliner WASG blockiert sie gerade erfolgreich die Fusion mit der PDS.
Lucy ist links, linker geht nicht. Schlimm ist das nicht. »Wer mit 20 nicht Sozialist ist, hat kein Herz, wer mit 30 noch Sozialist ist, keinen Verstand«, sagte der italienische Philosoph Benedetto Croce mal. Demzufolge hat Lucy Redler noch vier Jahre Zeit, ihre Utopien aufzugeben und in der Realität anzukommen. Gelingt ihr das nicht, wird sie wieder in der politischen Bedeutungslosigkeit verschwinden. Wäre schade um das Talent.