Einmal, es war schon Abend, klingelte es bei Rudi Assauer, der FC Bayern München war dran. Wollte wissen, ob er nach München käme, als Manager. Assauer wird sich eine Zigarre zwischen die Lippen gesteckt und schätzungsweise zweieinhalb Sekunden darauf herumgekaut haben. Dann sagte er Nein, brüllte er ins Telefon: »Niemals!« Uli Hoeness musste es schließlich übernehmen, musste Bayern groß und breit, zum Dauerdeutschermeister machen.
Rudi Assauer wurde lieber Manager von Schalke und Fußballgott. Ein Gott, der die Straßen Deutschlands noch kennt, niemand kann prolliger auftreten, niemand trägt so mafiöse Anzüge, niemand raucht so dicke Zigarren wie er und niemand ist mehr Fußball. Assauer weiß, dass man den Fußball lieben und nicht bloß verkaufen muss, dass Fußball kein Spaß, sondern das ganze Leben ist, dass man deshalb ständig reden, schreien, brüllen muss. Fußball ist nämlich nichts für Schwächlinge, die allenfalls die Rendite abschmecken können, da muss einer schon das Maul aufreißen, ganz weit aufreißen, sonst tun’s doch die anderen oder, noch schlimmer: Es hört vielleicht keiner.
Assauer kennt da nichts, er ist totalidentisch: Wenn er über sich spricht, meint er Schalke, also Fußball, Aufstieg und Untergang, seinen wie den seines Vereins. Auf Schalke möchte Assauer heiraten, und wenn alles aus ist, dort auch begraben werden. Als Fußballgott muss er einfach übertreiben: die Frisur, die Sprüche, die Zigarre, alles zu dick, zu fett, zu fußballerisch. Aber bitte: Solche Strizzis gibt es nur in den Sopranos. Oder eben auf Schalke. Und solche Männer braucht das Land.
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