Tim Mälzer [* 22.1. 1971 Elmshorn], Abitur, Zivildienst, Ausbildung zum Koch.
Wären die Deutschen ein Gericht, sie wären Eintopf. Denn Deutschland ist wie ein großer, ewig siedender Kessel, in dem verschiedenartigste Zutaten zu einem sämigen Ganzen verkochen. Aus dieser deutschen Ursuppe stieg eines Tages ein junger Mann an Land, rückte sein Headset-Mikrofon zurecht und zeigte dem deutschen Fernsehpublikum, wie lässig und einfach kreatives Kochen sein kann: In Tim Mälzers neuer Ess-Klasse ist erlaubt, was gefällt, Hauptsache »am Ende sind alle satt und glücklich«. Teure Zutaten, schweres Küchengerät und übertriebene handwerkliche Genauigkeit braucht er dazu nicht. Weil Tim Mälzer außerdem besser aussieht als Biolek, schneller redet als Kerner und cooler ist als alle anderen Fernsehköche zusammen, wurde er schnell zum kulinarischen Superstar.
Das Volk, das so gern Currywurst und Bratkartoffeln isst, das seit Jahrhunderten von Einigkeit und Recht und Eintopf träumt, frisst dem jungen Wilden aus der Hand: Er provoziert Fünf-Sterne-Köche mit Kartoffelbrei aus der Tüte, spaßt aber nicht bei der Zubereitung von Omas Weihnachtsgans. Er bringt mit seiner schnoddrigen Art jede Fernsehküche durcheinander, macht aber hinterher wieder schön sauber. Diese fein dosierte Anarchie gefällt den Deutschen. Auch mit dem Titel seiner Sendung – Schmeckt nicht, gibt’s nicht – können sie etwas anfangen, heißt es doch so viel wie: »Es wird gegessen, was auf den Tisch kommt« – das Mantra deutscher Esskultur. Und selbst nach mehr als 500 Folgen seiner Sendung und einer »Goldenen Kamera« geht es einem mit Tim Mälzer wie mit einem guten Eintopf: Je öfter man ihn aufwärmt, desto besser wird er. Foto: dpa