Guido Knopp (*29.1.1948 Treysa), Prof. Dr. phil., Cellist, Träger des Bundesverdienstkreuzes 1. Klasse.
Man lernt nie aus: Seit mehr als zwanzig Jahren schon ist Guido Knopp der Geschichtslehrer der Nation und es gibt wenig Hoffnung, dass sein Unterricht bald zu Ende geht. Über seine Methoden ist alles gesagt worden, über den populistischen Mix aus weißhaarigen Zeitzeugen vor Bluescreens und kostümierten Schauspielern an Originalschauplätzen, aus Trommelwirbeln und schnellen Schnitten, aus kleinen Männern und großen Gefühlen. »Geschichtspornografie«, »Nazi-Kitsch« oder »den Tiefpunkt öffentlich-rechtlicher Aufklärung« nannten das seine Kritiker, aber an Knopp prallt Kritik ab, weil er weiß, dass das Volk hinter ihm steht. Was sind schon ein paar Feuilletonisten gegen Millionen von Zuschauern, was gilt schon Stilkritik gegen das Urteil »ausgewiesener Wissenschaftler« und »kompetenter und prominenter Historiker«. Der Mann hat einen Auftrag und deshalb weiß er: »Aufklärung braucht Reichweite.« Mit Hermann Göring ist Knopp nun wieder am Anfang seiner TV-Lektionen angekommen, bei »Hitlers Helfern«, und darum gibt es durchaus Anlass zur Befürchtung, dass nun auch die Lebensgeschichten der anderen Schergen ausführlicher verfilmt werden, mit all ihren vielleicht zu Recht unbekannten Aspekten, Goebbels Frauen und Heß’ Kinder, Himmlers Hobbys, Speers Schuhe und Eichmanns Ekzeme. Die Frage ist nur, ob es nicht für alle das Beste wäre, wenn Knopp seiner braunen Obsession noch eine Weile treu bleibt. »Wir wollen weg von den NS-Themen«, hat er unlängst angedroht – und dies mit Dokumentationen wie Goodbye DDR und Das Wunder von Bern – Die wahre Geschichte auch schon gelegentlich versucht. Hitler war erst der Anfang. Die Knopp-Maschine rollt weiter, demnächst mit einem Film über Charles Lindbergh und dem Dreiteiler Hitlers Stars. Und alle warten auf das Mammutprojekt »Die große Geschichte der Deutschen – von den Anfängen bis zur Gegenwart«. Wieder einmal wird dann Geschichte neu geschrieben. Vom größten Geschichte-Erzähler aller Zeiten. Und die Deutschen schauen zu.
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