Wie wir Familie leben werden, ist durch das Kleinfamilienideal sehr klar vorgezeichnet. Alles andere gilt als Abweichung. Wie löst man das Dilemma auf, Kinder nicht dazu zu drängen, eine Familiengründung als den idealen und einzigen Lebensweg zu sehen, aber ihnen gleichzeitig die Möglichkeit zu geben, sich mit ihren Familienwünschen differenziert auseinanderzusetzen? Ich erzähle meiner Tochter, die noch in der Kita ist, immer wieder, dass sie keine Kinder haben muss, sie Kinder haben kann, wenn sie möchte. Dass es manchmal sein kann, dass man selbst keine Kinder bekommen kann. Und sie weiß, dass sie dafür keinen Mann braucht, wenn sie es nicht möchte.
Was wäre ungewöhnlich daran, sich allein für ein Kind zu entscheiden? Schließlich sind alleinerziehende Eltern keine Seltenheit. Mehr als 2,6 Millionen Erwachsene, davon neunzig Prozent Frauen, leben in Deutschland als Ein-Eltern-Familien mit Kindern in einem Haushalt. Das ist rund jede fünfte aller derzeitigen Familien. Trotzdem ist unsere Gesellschaft nicht auf die Bedürfnisse dieser Lebensgemeinschaften eingestellt. Wer Kinder allein erzieht, hat mit mehr als 30 Prozent ein doppelt so hohes Risiko, in Armut zu geraten, wie der Bevölkerungsdurchschnitt. Wer würde sich schon bewusst dafür entscheiden, wenn doch ein anderes Familienmodell mit hoher Wahrscheinlichkeit ein Leben mit weniger finanziellen Sorgen verspricht? Eines, in dem man den eigenen Kindern »mehr bieten« kann, und ab und zu auch mal durchatmen? Alleinerziehende treffen zudem negative Stereotype: verlassen, verbittert, überfordert. Daher nennen sich Frauen, die bewusst ohne Partner*in ein Kind großziehen, auch selten alleinerziehend, sondern zum Beispiel Single- oder Solo-Mama. Das ist die Empowerment-Version der Alleinerziehenden: Der Modus der Elternschaft soll frei gewählt sein, man ist unabhängig, glücklich und kein Sozialfall.
Es sollte egal sein, warum jemand allein mit Kindern lebt – die Rahmenbedingungen machen es allen schwerer, auch dem Familienmodell, auf das gesellschaftliche und politische Rahmenbedingungen zugeschnitten sind. Auch die freiwillig Alleinerziehenden treffen daher Vorurteile, die ihnen ihr Elternglück absprechen wollen: Die haben doch keine*n abbekommen, oder: Das ist egoistisch, sie enthalten dem Kind eine normale Familie vor! Viele können sich nicht vorstellen, dass Menschen die Solo-Elternschaft ohne Not frei wählen, das ist unsere patriarchale Prägung. Auf die Kleinfamilie zu verzichten, als Frau ohne männlichen Partner ein Kind zu bekommen und damit die vorsorgende Funktion des Mannes in Frage zu stellen, weicht ab von dem, was viele Menschen als die Idee eines gelungenen Lebens kennengelernt haben. Aber vor allem fordert es die gesellschaftlichen Strukturen heraus – ganz besonders die Wirtschaft, die sich darauf verlässt, dass die Kleinfamilie weiterhin in Manier der Heinzelmännchen die unbezahlte Care-Arbeit übernimmt. Denn eine Wirtschaft, die sich um die zeitliche Verfügbarkeit von Alleinerziehenden und die Bedürfnisse dieser Familienform herum strukturieren würde, wäre eine gänzlich andere als die, die wir kennen. Politik, die Ein-Eltern-Familien angemessen berücksichtigen und aufgrund ihrer Vulnerabilität besonders unterstützen würde, hätte schon lange die Steuerklassen so reformiert, dass Alleinerziehende die höchste Entlastung erhalten würden und nicht Ehepaare, unabhängig davon, ob diese Kinder haben oder nicht. Aktuell werden Alleinerziehende jedoch in allen gesellschaftlichen Bereichen so behandelt, als wären sie eine Ausnahmeerscheinung, als wäre das Leben als Single-Elternteil etwas rasch Vorübergehendes und als würden sich all diese Familien danach sehnen, in die Schablone einer Kleinfamilie zu passen, die in der Realität immer seltener so existiert.
Denn trotz schwieriger Umstände für Alleinerziehende trennen sich Paare mit Kindern heute eher als früher, und Scheidungen werden in etwas mehr als der Hälfte der Fälle von Frauen eingereicht. Das kann auch als gesellschaftlicher Fortschritt gewertet werden, als Ausdruck von Emanzipation und zunehmender Gleichberechtigung: Alleinerziehende müssen nicht verbittert und verlassen sein, sondern können diesen Schritt selbstbestimmt gewählt haben, sich danach erleichtert fühlen und zufriedener leben als in ihrer vorigen Beziehung. Alleinerziehend zu sein verliert zum Glück nach und nach sein Stigma, und weniger Frauen sind finanziell abhängig von einer Versorgerehe – oder sie entscheiden sich trotz geringen eigenen Einkommens für diesen Schritt. Mit der Reduzierung des Stigmas, alleinerziehend zu sein, erscheint die Idee, sich als alleinstehende Person für die Single-Elternschaft zu entscheiden, zumindest nicht mehr als bewusster Schritt ins soziale Abseits. Die Soziologin Eva Illouz plädierte bereits in ihrem 2011 erschienenen Buch »Warum Liebe weh tut« für diese Entscheidung und sagte in einem Interview mit dem Spiegel: »Macht euren Kinderwunsch nicht abhängig vom Wunsch nach romantischer Liebe. Wenn ihr Kinder wollt, bekommt sie allein – oder in einer Gemeinschaft mit anderen Frauen, die ebenfalls Kinder wollen. Oder mit Männern, die Kinder wollen, aber nicht eure Partner sind.«
Der Kinderwunsch ohne Partner*in wird bislang eher als Thema von cis-Frauen und Menschen, die schwanger werden können, verhandelt. Zum einen, da ein Kind selbst zu gebären, als einfachster Weg zur Familie gesehen wird – auch wenn das nicht immer zutreffen muss. Zum anderen ist der Wunsch nach Kindern zwischen den Geschlechtern asymmetrisch verteilt. Frauen wünschen sich im Schnitt häufiger und eher Nachwuchs und möchten zudem oft mehr Kinder haben als Männer das wollen. Laut »Generations and Gender Survey« gaben unter den befragten deutschen Singles 67 Prozent der Männer an, keine Kinder haben zu wollen, aber nur 26 Prozent der Frauen. Auch in Partnerschaften und Ehen geben mehr Männer an, kinderlos bleiben zu wollen. Frauen wünschen sich zudem häufiger drei Kinder als Männer, die mehrheitlich ein bis zwei Kinder als ihren Wunsch angeben. Diese Daten und weitere Forschung über »realisierte Kinderwünsche« von Frauen in Deutschland, die mit durchschnittlich 1,53 Kindern unter den durchschnittlich gewünschten 1,83 bleiben, weisen auf Konflikte über Kinderwünsche hin.
Daher erscheint es logisch, dass insbesondere heterosexuelle Frauen ihren Kinderwunsch als etwas betrachten sollten, das sie nicht abhängig machen von einem Mann, der ihre Vorstellungen vollständig teilt. Denn dass Frauen weniger Kinder bekommen, als sie sich wünschen, hat viele Gründe: Sie machen Kompromisse zugunsten des Partners, haben Fruchtbarkeitsprobleme, die teilweise mit einem Aufschub des Kinderwunsches in ein höheres Lebensalter zusammenhängen, sie verzichten ganz oder haben schlichtweg nicht die Möglichkeit, weil sie keinen Partner haben. Wer trennt sich schon in einer weitgehend funktionierenden Familie nach dem ersten Kind, weil die andere Person in der Beziehung kein zweites möchte?
Die Erkenntnisse zur Unterschiedlichkeit von Kinderwünschen zeigen auch, dass Männer sich aktuell nicht bedroht fühlen müssen von Familiengründungen, die ohne sie stattfinden. Schließlich haben viele von ihnen gegenwärtig an eigenen Kindern weniger oft Interesse, oder ihre zeitliche Vorstellung passt nicht zu der ihrer möglichen Partner*innen. Männer sollten nicht erwarten, dass Frauen mit ihrem Kinderwunsch auf sie warten, auch wenn genau das die aktuelle gesellschaftliche Realität ist. »Social Freezing«, das Einfrieren von Eizellen, um sie zu einem späteren Zeitpunkt befruchten zu lassen und damit schwanger zu werden, ist als neue kulturelle Praxis als Reaktion entstanden – sowohl auf die zeitliche Bereitschaft von Männern, Vater zu werden, als auch auf die mächtige Norm der Kleinfamilie, die Frauen dazu nötigt, auf das ideale zweite Elternteil zu warten.
Die traditionelle Kleinfamilie erodiert auch, weil sie die vielfältigen Bedürfnisse von Kindern und Erwachsenen nicht erfüllen kann.
Die Beschäftigung mit der eigenen Fruchtbarkeit und einem möglichen Wunsch nach Familie ist eine Krux. Denn wenn Kinder lernen, wie Schwangerschaften entstehen, lernen sie in der Regel zunächst, dass jeglicher Sex zwischen Frauen und Männern in einer ungewollten Schwangerschaft enden könnte, wenn sie nicht gewissenhaft verhüten. Selten ahnen Jugendliche, wie schwierig es einmal sein kann, Eltern zu werden. Schon als junger Mensch zu wissen, dass Schwangerschaften und eigene Kinder nicht selbstverständlich sind, ist abhängig von Erwachsenen, die offen mit ihren eigenen Geschichten umgehen. Menschen, die nicht schwanger werden oder bleiben konnten, die vielleicht adoptierten oder ein Pflegekind aufnahmen. Menschen, die keine*n Partner*in gefunden haben für eine gemeinsame Familiengründung.
Manchmal beneide ich meine kleine Tochter darum, mit wie viel Selbstverständlichkeit sie aufwachsen kann und sieht, dass Kinder in ihrer Kita zwei Mütter haben. Bilderbücher erklären die vielen Familienformen. Es hat mich Überwindung gekostet und doch erleichtert, dass ich ihr erzählen konnte, wie ich nach ihr einmal schwanger war, aber nicht blieb, und ihr immer wieder sagen konnte, dass es mit einem Geschwisterkind noch dauern könnte, wir es aber versuchten. Das erste Mal konnte ich über die Eileiterschwangerschaft lachen, als meine Tochter von »Stecki« erzählte, dem Ei, das stecken blieb, herausoperiert wurde und jetzt im Himmel ist. Ich wünsche mir, dass unsere Gespräche und die Fülle der einfach zugänglichen Informationen, mit denen sie groß wird, die Vielfalt der Familien, die sie kennt, es ihr möglich machen werden, mit einem Wunsch nach eigenen Kindern freier und selbstbestimmter umgehen zu können als die Generationen vor ihr.
Social Freezing ist in der öffentlichen Debatte oft als Möglichkeit diskutiert worden, die Menschen mehr Zeit gewährt für Dinge, die sie vor der Elternschaft noch erledigen möchten. Man könnte den Aufschub des Kinderwunsches jedoch auch deuten als geraubte Zeit der Menschen, die ihren Wunsch solange auf Eis legen, bis eine andere Person zur Co-Elternschaft bereit ist. Es gibt keine Garantie, dass sich diese Person jemals findet. Der Autor Tom Scocca beschreibt nicht das Ende der Fruchtbarkeit als »biologische Uhr«, sondern den Zeitpunkt des eigenen Todes: »Wenn man Kinder haben möchten, aber noch nicht jetzt, gewinnt man keine Zeit dazu als Person, die noch zu jung ist, Kinder zu haben. Man zieht Jahre von der Zeit ab, in der man die Welt mit den Kindern teilen.« Welcher Wunsch ist also stärker? Der nach Kindern oder der nach einer bestimmten Familienform?
Studien zur Motivation von Frauen, ihre Eizellen für eine spätere künstliche Befruchtung einzufrieren, haben ergeben, dass diese Entscheidung überwiegend aufgrund einer fehlenden Partnerschaft getroffen wird und nicht aus Karrieregründen. Für Frauen aus einer niederländischen Studie war das Warten auf den richtigen Partner so wichtig, dass sie sowohl die Risiken der Eizellentnahme als auch die geringen Aussichten auf eine erfolgreiche Schwangerschaft mit kryokonservierten Eizellen herunterspielten. Statt sich also unmittelbar mit dem eigenen Kinderwunsch auseinanderzusetzen, wählten diese Frauen die Hoffnung, in einigen Jahren in einer Beziehung schwanger werden zu können.
In kaum einer anderen Entscheidung als der für »Social Freezing« aufgrund fehlender Partner*innen wird so deutlich, wie wirkmächtig das Kleinfamilienideal ist. Denn die Chancen, mit eingefrorenen Eizellen ein eigenes Kind zu bekommen, sind geringer als es das Marketing von Social-Freezing-Anbietern und die öffentliche Diskussion um das Thema herum suggerieren. Im Schnitt werden 20 bis 25 eingefrorene Eizellen gebraucht, bis ein Baby geboren wird, und bei einer Eizellentnahme werden durchschnittlich acht bis zwölf Eizellen gewonnen. Anders jedoch als bei künstlichen Befruchtungen, bei denen Eizellen und Samenzellen direkt zusammengebracht werden, wird sich bei kryokonservierten Eizellen erst herausstellen, ob und wie viele sich befruchten lassen und weiterentwickeln, wenn sie benutzt werden sollen. Das kann also bedeuten, dass sich von beispielsweise 15 eingefrorenen Eizellen keine einzige befruchten lässt oder zu einem Embryo entwickelt, der in die Gebärmutter transferiert werden kann. Mit der Entscheidung für die Kryokonservierung von Eizellen nimmt man, realistisch betrachtet, ein hohes Risiko in Kauf, auf diesem Weg nicht schwanger zu werden und neben hohen finanziellen Kosten eine emotionale Enttäuschung zu erleben. Die Reproduktionsmedizin verhilft vielen Menschen dazu, Eltern zu werden, die es anders nicht hätten werden können, dennoch blieben 80 Prozent der Behandlungen in Deutschland laut IVF-Register 2018, das die Daten von deutschen Kinderwunschkliniken auswertet, ohne Erfolg.
Der Gedanke daran, sich um ein Kind zu kümmern – unabhängig von einer Partnerschaft –, verschiebt also die Perspektive: hin auf das Kind und die genuine Beziehung zu ihm, und weg von der Sichtweise des Kindes als ergänzendes Element einer Beziehung oder Erfüllung einer gesellschaftlichen Norm. Diese Sicht könnte hilfreich dabei sein, sich zu fragen, ob man wirklich mit Kindern leben möchte. Warum möchte ich ein Kind? Was erwarte ich von Elternschaft? Was steckt hinter dem Wunsch danach, ein Kind in einer Partnerschaft zu bekommen?
Ein Kind zu wollen um des Kindes selbst willen kann auch ein Impuls für eine gleichberechtigte Elternschaft sein. Denn wenn bei einer Person der Kinderwunsch sehr viel stärker ausgeprägt ist als bei der anderen und die Entscheidung für ein Kind das Ergebnis einer langen Verhandlung ist, die von einer Person nur halbherzig mitgetragen wird, könnte ein Effekt davon sein, dass dieser Mensch sich weniger verantwortlich für das Kind fühlen wird. Ist eine Paarbeziehung zwischen zwei Menschen der richtige Ort für ein Kind, wenn nur eine Person dieses Kind wirklich will?
Immer wieder und in den Corona-Monaten noch einmal mehr wird darüber diskutiert, warum Frauen im Schnitt so viel mehr Care-Arbeit rund um ihre Kinder übernehmen als die dazugehörigen Väter: Sie nehmen längere Elternzeiten, sie arbeiten mit einem riesigen Vorsprung in den familienfreundlicheren Teilzeitjobs, und selbst wenn sie in Vollzeit arbeiten, verbringen sie daneben nachweislich mehr Zeit mit den Kindern als die in Vollzeit arbeitenden Väter. Könnte es sein, dass in vielen Mann-Frau-Konstellationen die gleichberechtigte Elternschaft nie der Plan war oder sie zumindest dadurch erschwert wird, dass eine Person einen größeren Wunsch nach dem Leben mit Kindern hatte als die andere – und sich dementsprechend mehr kümmern möchte oder diese Rolle zumindest zähneknirschend annimmt?
Die traditionelle Kleinfamilie – hetero, cis, verheiratet – erodiert schon lange, und das nicht nur, weil sich die Akzeptanz anderer Lebensmodelle vergrößert hat, sondern auch, weil sie die vielfältigen Bedürfnisse von Kindern und Erwachsenen nicht erfüllen kann. Sie scheitert nicht an zu wenig Liebe, sondern am Alltag. Sie wird oft nicht von Zuneigung zusammengehalten, sondern von wirtschaftlicher Notwendigkeit. Die Kleinfamilie stabilisiert Geschlechterungleichheit und ist als Ort, an dem überwiegend Frauen jeden Tag viele Stunden unbezahlter Arbeit übernehmen, immanenter Bestandteil der gegenwärtigen Wirtschaft. Daher haben Politik, Unternehmen, Menschen, die Gesellschaft und Wirtschaft so bewahren wollen, wie sie sind, auch kein Interesse daran, das Ideal der Kleinfamilie in Frage zu stellen. Im Gegenteil: Sowohl politische Regelungen als auch wirtschaftliche Rahmenbedingungen tragen dazu bei, dass die heteronormative Kleinfamilie das kulturelle Leitbild bleibt.
Je mehr Menschen ihr Leben in anderen Familienmodellen verbringen, desto mehr Druck entsteht auf Politik und Wirtschaft, für den Alltag dieser Menschen Rechte und Strukturen zu entwickeln. Dass also insbesondere von rechts immer wieder kritisiert wird oder versucht wird zu verhindern, schon in Kitas und Schulen über die Vielfalt von sexueller Orientierung und Identität zu sprechen, dass konservative Politik weitere Familienmodelle rechtlich nicht anerkennen und absichern will, hat nicht nur mit fehlender Toleranz, offener Ablehnung von queeren Menschen oder Antifeminismus zu tun – es geht darum, eine umfassende gesellschaftliche Veränderung, die die Wirtschaft einschließen würde, zu verhindern.
Eine volle Akzeptanz von sowohl Single-Eltern als auch den vielen weiteren Familienformen, in denen Menschen heute leben, wird verändern, wie Menschen wohnen, da die neuen Großfamilien aus zum Beispiel Single-Eltern-WGs entsprechenden Wohnraum brauchen, so wie schon jetzt Alleinerziehende fordern, dass Wohnraum für sie öffentlich gefördert wird. Diese Akzeptanz würde verändern, wie viel Erwachsene täglich erwerbsarbeiten, wie Kinder von anderen Menschen als ihren Eltern betreut und versorgt werden, und es würde zum Beispiel auch den gesetzlichen Mindesturlaub in Deutschland mit den 63 Ferientagen von Schulkindern harmonisieren.
Aber auch im Freundeskreis müsste sich der Ansatz ändern: Single-Freund*innen mit Kinderwunsch zu unterstützen, würde nicht mehr bedeuten, sie mit irgendwelchen Vollzeit arbeitenden Kollegen des eigenen Mannes zu verkuppeln, mit ihnen ihr Online-Dating-Profil zu optimieren oder ihnen zu sagen: Die richtige Person kommt schon noch. Stattdessen könnte man gemeinsam überlegen, welche Familienmodelle, die ohne Warten auf Traumprinzen und Traumprinzessinnen auskommen, den Wunsch nach dem Zusammenleben mit Kindern vielleicht sogar besser erfüllen könnten. Falls die Entscheidung auf die Solo-Elternschaft fällt, sollten Freund*innen versprechen, da zu sein und gemeinsam das Dorf zu bauen, das die Kleinfamilie aus zwei müden Erwachsenen niemals war und sein kann.
Vielleicht ist das dann der beste Plan. Jedenfalls besser als mit jemandem Kinder zu bekommen, der sie sich vielleicht gar nicht wünscht, oder schlicht sehr viel weniger. Das ist im besten Fall ein pragmatisches Arrangement. Dabei ist die romantische Variante möglich, in der ein Kinderwunsch in ähnlicher Intensität geteilt wird – auch wenn das bedeuten kann, dass man ein Kind mit sich selbst bekommt.